Das Gesundheitsnetz Goldenes Kreuz sagt eine Aktionswoche „Aktionswoche Atemwege“ in Apotheken ab. Im Hintergrund steht ein Konflikt mit der Ärztekammer.
„Akute und chronische Lungenerkrankungen sind gerade jetzt ein hoch relevantes Gesundheitsthema, und viele Menschen wollen sich ohne Hürden informieren sowie am besten gleich Bescheid wissen, wie es um ihre Lungengesundheit steht. Daher haben wir für 23. bis 28. September 2024 die ‚Aktionswoche Atemwege‘ mit kostenlosen Lungenfunktionstests geplant“, erklärt Erika Sander, Generalsekretärin der Österreichischen Gesellschaft vom Goldenen Kreuze (ÖGGK). „Grundlage war die im März in Kraft getretene Gesetzesnovelle, die Tests am sogenannten ‚Point of Care‘, also etwa in der Apotheke, ausdrücklich gestattet.“
„Dennoch sind wir – unmittelbar vor Beginn – mit einer Gegenposition der Wiener Ärztekammer und der Androhung gerichtlicher Schritte konfrontiert worden. Argumentiert wird, dass diese Art der Tests nicht durch die im Gesetz verankerten ‚Point-of-Care-Tests‘ gedeckt seien. Das ist in der Kürze der Zeit weder im Rahmen eines Gesprächs noch rechtlich abschließend zu klären“, bedauert Sander. „Deshalb sehen wir uns gezwungen, die Aktionswoche für den ursprünglich geplanten Zeitraum abzusagen.“
Die Ärztekammer sieht keine Drohung, sondern ein Ersuchen: „Im Rahmen der besagten Aktionswoche sollten laut Aussendung Spirometrien für Patientinnen und Patienten in Apotheken angeboten werden. Dies entspricht aber nicht der Gesetzeslage, da Spirometrien nicht als einfache Gesundheitstests gelten, sondern komplizierte Lungenfunktionstests sind. Bei diesen Tests ist das Ein- und Ausatmen ausschlaggebend, damit die Untersuchung ordnungsgemäß erfolgen kann und valide Ergebnisse liefert. Die Befundung obliegt ausschließlich Ärztinnen und Ärzten, um komplexe Krankheitsbilder wie COPD oder Asthma zu erkennen und richtig behandeln zu können. Wir haben die ÖGGK auf diese Rechtswidrigkeit hingewiesen und um Absage der Aktionswoche ersucht, was auch erfolgte“, teilt die Ärztekammer auf RELATUS-Anfrage mit.
ÖGGK-Generalsekretärin Sander hofft jedenfalls noch auf eine Einigung: „Wir hoffen, dass die rechtlichen Fragen durch die Verantwortlichen in den nächsten Wochen rasch klargestellt werden können. Denn die Leidtragenden sind die Patient:innen, die Beratung und Tests – dank der Gemeinnützigkeit der ÖGGK und des Engagements der Partner-Apotheken – kostenlos in Anspruch nehmen hätten können und bei Bedarf an die entsprechenden Ärzt:innen verwiesen worden wären.“ (rüm)