Ab Montag gibt die Regierung über Apotheken auch Gratis-Selbsttests an die Bevölkerung ab. Die Dokumentation erfolgt über das ELGA-System. Das schließe jene Menschen aus, die sich von ELGA abgemeldet haben, kritisiert die Ärztekammer.
Ab Montag startet die Abgabe der kostenlosen Corona-Selbsttests in den Apotheken. Fünf Selbsttests pro Woche erhalten Versicherte. Davon ausgeschlossen sind Bürger, die sich von ELGA gesamt oder vom Service eMedikation abgemeldet haben sowie nicht krankenversicherte Personen – denn die Dokumentation der Abgabe der Tests erfolgt über das ELGA-System. Rund 300.000 der 8,8 Millionen eCard-Besitzer gehen damit leer aus, weil sie aus der Elektronischen Gesundheitsakte ausgestiegen sind. Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres spricht hier von einer „Zwei-Klassen-Gesellschaft und der Missachtung von Patientenrechten“ und vermisst „schmerzlich“ einen „Aufschrei der Patientenanwälte“. Diese konterten umgehend. „Wir haben uns keineswegs zurückgehalten, sondern bereits einen offenen Brief an Gesundheitsminister Anschober mit heftiger Kritik gerichtet“, meinte der niederösterreichische Patientenanwalt Gerald Bachinger in seiner Funktion als Sprecher aller Patientenanwälte und der ELGA-Ombudsstellen in den Bundesländern.
Szekeres wiederum meinte am Samstag, er könne nicht nachvollziehen, dass Patientinnen und Patienten, die ihr „gutes Recht“ wahrgenommen hätten, aus ELGA zu optieren, nun genau dafür bestraft und entsprechend benachteiligt würden. Er sei „einmal mehr desillusioniert“ über die Arbeit der von den Landesregierungen bestellten Patientenanwälte. Peter Lehner, der derzeitige Vorsitzende der Konferenz der Sozialversicherungsträger, ließ dies nicht gelten. In einer Presseaussendung zeigte Lehner kein Verständnis für die Kritik: „Digitalisierte Systeme sind unsere Partner im Kampf gegen die Pandemie. Wir müssen die neuen Technologien nutzen.“ Jene, die ein Opt-Out aus ELGA und der eMedikation gewählt und damit sich selbst von dem Angebot ausgeschlossen hätten, die Selbsttests in der Apotheke abzuholen, könnten sich jederzeit wieder anmelden, meinte Lehner: „Moderne, digitalisierte Systeme funktionieren dann effektiv, lückenlos und flächendeckend, wenn sie von möglich vielen Menschen genutzt werden.“
Der Pensionistenverband Österreichs (PVÖ) warnte unterdessen von einem Anstell-Chaos vor den Apotheken. „Es ist halt wieder einmal nur gut gemeint statt gut gemacht. Die Regierung verspricht – wie bei den Masken, bei den Tests und bei den Impfungen – viel, aber bei der Umsetzung fehlt dann die Praxistauglichkeit“, kritisierte PVÖ-Generalsekretär Andreas Wohlmuth. Er appellierte, „vernünftiger als die Regierung zu sein“ und nicht gleich am Montag in der Früh zu den Apotheken zu strömen. „Die Tests werden auch im Laufe der kommenden Woche weiter laufend an die Apotheken ausgeliefert, man muss sich nicht am ersten Tag unnötig dem Stress und einer erheblichen Ansteckungsgefahr in der Warteschlange aussetzen“, empfahl Wohlmuth. (red/APA)