Bald keine Medizin mehr ohne KI

AHF

Künstliche Intelligenz wird in Zukunft in allen Medizinbereichen vorzufinden sein. Bei einem Symposium in Wien sprechen Expert:innen über Chancen und Gefahren von KI.

Künstliche Intelligenz (KI) spielt heute schon eine wichtige Rolle in der Medizin. Dank der Technologie können große Datensätze schnell und effektiv gelesen und von Fachpersonal interpretiert werden. Aber auch abseits von Bilddaten und Ähnlichem findet KI den Weg in die Medizin. „KI wächst in alle medizinischen Fachbereiche hinein. Die Systeme machen große Fortschritte binnen weniger Wochen“, sagte jetzt der Wiener Onkologe Christoph Zielinski und Präsident der Central European ‘Cooperative Oncology Group (CECOG) im Gespräch mit der APA. Die Auswirkungen, die KI schon jetzt in der Medizin hat und die noch kommen werden, werden am 12. Jänner bei einem Symposium der CECOG in Wien diskutiert.

Bei dem Symposium geht es sowohl um KI-Anwendungen in Spitälern als auch in der niedergelassenen Praxis, in Radiologie, Pathologie und Histologie als auch um Ethik, und schließlich um die rechtlichen Aspekte. Hier hat die EU vor kurzem eine umfassende Regulierung angekündigt. „Dieser ,AI-Act‘ wird als Verordnung in allen EU-Mitgliedsländern geltendes Recht werden“, sagte Nikolaus Forgo, Professor für Technologie- und Immaterialgüterrecht der Universität Wien, der Teil des wissenschaftlichen Komitees für die Veranstaltung im Dachgeschoss der Juristischen Fakultät der Universität Wien ist. Die EU-Verordnung wurde als weltweit erstes derartiges Regelwerk für KI bezeichnet. Das ist mit Vorsicht zu betrachten, wie der Rechtswissenschafter erklärte: „China hat bereits mit Regelungen begonnen.“ In der westlichen Welt gäbe es zwei Richtungen: In Europa würde KI als „starkes Risiko“ gesehen werden, in den USA eher als Chance. Das zeige sich auch in den rechtlichen Rahmenbedingungen.

Bei den KI-Anwendungen in technischen Geräten und Verfahren wird es laut Forgo in der EU zu einer Einteilung nach vier Risikokategorien kommen. Die höchste wird nicht mehr akzeptable Anwendungen definieren und soll sie verhindern. „Medizinprodukte werden wohl in die obere Mittelstufe fallen und ziemlich hohe Anforderungen erfüllen müssen. Das wird für die Anbieter relativ aufwendig werden“, prognostizierte Forgo. Komme es zu Verstößen, werde das für die Anbieter von betroffenen Produkten in hohen Strafen enden. Österreich wolle schnell auf die EU-Vorgaben aufspringen, erklärte der Jurist. Große Bedeutung werde auch die Etablierung einer nationalen Stelle zur Begutachtung und Beurteilung von KI-Produkten haben.

„Natürlich stellt sich im Endeffekt auch die Frage der Verantwortlichkeit. Zum Schluss wird immer der Arzt oder die Ärztin verantwortlich sein“, meinte dazu Zielinski. Neben der Ärzt:innen-Patient:innen-Kommunikation wird KI laut dem Experten aber sicher eine zunehmende Rolle in der „Erstellung von Daten, im Labor, in der Diagnostik, in der Pathologie, bei Therapieentscheidungen“ und vielen weiteren Bereichen spielen. Auch in der pharmazeutischen Industrie und bei wissenschaftlichen Publikationen, ist der Onkologe überzeugt. (kagr/APA)