Behörden warnen vor neuem Virus

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Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren von Zoonosen durch das H5N1-Virus gewarnt. Jetzt werden nicht nur Übertragungen auf Säugetiere gemeldet, sondern von der AGES auch eine massive Ausbreitung. 

Die Vogelgrippe ist zurück, meldet die AGES: „Am 9. Oktober wurde ein erster Fall der hochpathogenen Aviären Influenza (Geflügelpest, Vogelgrippe) in einem Geflügelbetrieb in Braunau (OÖ) nachgewiesen. In den Wochen davor wurde das Virus bereits in mehreren Regionen Österreichs bei Wildvögeln, aber auch schon in einem Kleinbetrieb nachgewiesen. Es ist davon auszugehen, dass in diesen Regionen bereits infizierte, aber noch lebende Wildvögel, vorkommen“, berichtet die Behörde. In der Slowakei mussten parallel alle 400.000 Hühner des größten Geflügelbetriebs des Landes getötet werden, weil in einem Teil der Farm Vogelgrippe nachgewiesen wurde. Aufgrund des aktuellen Fallgeschehens werde im Bezirk Braunau in Oberösterreich nach tierseuchenrechtlichen Vorgaben eine sogenannte „Sperrzone“ ausgesprochen, meldet die AGES. Geflügel und deren Erzeugnisse wie Eier, Fleisch etc. dürfen nun nicht mehr aus der Sperrzone gebracht werden.  

Das Gesundheitsministerium empfiehlt allen Geflügelhalter:innen nun auch verstärkt auf die Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen zu achten: direkte und indirekte Kontakte zwischen Geflügel und Wildvögeln sollten bestmöglich verhindert werden. Bei Gesundheitsproblemen der Tiere sollte unbedingt eine tierärztliche Untersuchung erfolgen und die Aviäre Influenza ausgeschlossen werden, rät die AGES. Bei Menschen sind in Europa im aktuellen Seuchengeschehen bis jetzt keine Erkrankungen nachgewiesen worden.  

In den USA breitet sich die Vogelgrippe indes bei Milchkühen weiter aus. Seit den ersten Nachweisen im März dieses Jahres wurden bis jetzt Fälle in 339 Betrieben in 14 Bundesstaaten registriert, wie das US-Landwirtschaftsministerium USDA mitteilte. „Es ist nicht zum Stehen gebracht worden“, sagte der Vizepräsident des deutschen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) auf der Insel Riems bei Greifswald, Martin Beer, laut Agenturberichten. Das Problem: Es fehle etwa an einer flächendeckenden Überwachung. „In den USA gibt es etwa 25.000 Milchviehbetriebe, und ich weiß nicht, wie viele bisher überhaupt untersucht wurden. Aber wahrscheinlich nur ein Bruchteil.“  

Dass der aus dem Tierreich stammende Erreger H5N1, der auch Menschen infizieren kann, sich weiter ausbreitet, macht dem Experten Sorge. Bis Freitag wurden in den USA nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC 34 Fälle bei Menschen registriert – fast ausschließlich bei Mitarbeiter:innen von Milchvieh- und Geflügelbetrieben und mit milden Verläufen. Erst jüngst hat eine unter anderem von Beer im Fachjournal „Nature“ veröffentlichte Studie ergeben, dass sich das Virus vor allem über die Milch überträgt und wahrscheinlich primär über das Melkgeschirr. Die Tiere stecken sich demnach über das Euter an.  

Der Innsbrucker Infektiologe und Direktor der Uni-Klinik für Innere Medizin, Günter Weiss, rechnet mittelfristig mit einer weltweiten Epidemie, ausgelöst durch ein „humanes Influenzavirus“ in Kombination mit einem Vogelgrippevirus. „Das könnte eine neue, schwere Epidemie bzw. ein neues Virus mit pandemischem Potenzial zur Folge haben“, sagte Weiss im APA-Interview. Dies müsse aber keinesfalls ähnliche Auswirkungen wie bei Corona bedeuten. Schließlich sei etwa auch die Schweinegrippe-Pandemie „relativ milde“ verlaufen, erklärte der renommierte Experte, der betonte, „keinesfalls Panik verbreiten zu wollen“, aber man müsse wissen, „was auf uns zukommen könnte, um im Eventualfall dann auch vorbereitet zu sein.“ Das Influenza-Virus sei in der Lage, mehrere verschiedene Spezies zu betreffen – Vögel, Schweine, Mensch, konkretisierte der Top-Mediziner. „Das Virus verändert sich dauernd. Es kann sein, dass ein neues Virus entsteht, das Bestandteile von verschiedenen Influenzaviren verschiedener Tierspezies enthält, für Menschen ansteckend ist und vom Immunsystem nicht erkannt wird. Ich gehe davon aus, dass so etwas in absehbarer Zukunft passieren wird.“ (red/APA)