Bevölkerung will mehr Kompetenzen für Apotheken 

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In einer aktuellen Umfrage spricht sich ein Großteil für eine Erweiterung des Leistungsangebots in Apotheken aus. Der Apothekerverband nimmt dies zum Anlass, Forderungen an die Politik zu stellen. 

64 Prozent der Gemeinden befürworten, dass Apotheken künftig auch mehr Diagnostik anbieten, ähnlich den Covid-19-Testungen. Ebenso wird der Wunsch geäußert, dass Apotheken bei Lieferengpässen individuelle Arzneimittel herstellen und Impfungen in einer niederschwelligen Form übernehmen. Über die Hälfte der Gemeinden spricht sich außerdem für Medikationsmanagement zur Vermeidung von Wechselwirkungen und Gesundheitsrisiken aus. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Österreichischen Apothekerverbandes, der aufgrund dessen von der kommenden Bundesregierung fordert, den dafür notwendigen rechtlichen Rahmen zu schaffen. „Apotheken können in Zukunft noch weit mehr zur Gesundheitsvorsorge in den Gemeinden beitragen als derzeit, wenn der Gesetzgeber dies zulässt“, betont Apothekerverbands-Präsident Thomas Veitschegger.

Besonders erfreut zeigt sich der Verband darüber, dass 92 Prozent der Gemeinden erklären, dass Apotheken für die lokale Gesundheitsinfrastruktur unverzichtbar sind. Die Umfrage über das Portal Kommunalnet zeigt zudem, dass die öffentliche Apotheke innerhalb der Gesundheitsangebote einer Gemeinde an zweiter Stelle nach der Kassenordination eines oder einer Allgemeinmediziner:in rangiert – noch vor Praxen von Fachärzt:innen und Therapeut:innen. Und: 94 Prozent der Gemeinden geben an, dass die Bereitschaftsdienste der öffentlichen Apotheken für die Gesundheitsversorgung in der Gemeinde wichtig sind. Hier appelliert Veitschegger an die Politik, die Apotheken finanziell zu unterstützen. Denn: Finanziert werden die Nacht- und Notdienste von den Apothekenbetrieben, ohne Unterstützung der öffentlichen Hand. In Österreich leisten 265 Apotheken jede Nacht Bereitschaftsdienste, die jährlich rund 36 Millionen Euro kosten. In Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohner:innen ergibt sich laut Verband pro Apotheke ein jährlicher Verlust von durchschnittlich 37.000 Euro.

Immer mehr Apotheken seien deshalb mit zunehmenden finanziellen und strukturellen Herausforderungen konfrontiert, besonders im ländlichen Raum. Steigende Betriebskosten und der Fachkräftemangel setzen die heimischen Apotheken noch weiter unter wirtschaftlichen Druck. Das Preis-Dumping der allesamt internationalen Versand-Apotheken entziehe den heimischen Apotheken zusätzlich wichtige Einnahmen aus dem Verkauf von nicht-rezeptpflichtigen Arzneimitteln. Dieser stützt den durch gleichbleibende Tarife sinkenden Ertrag aus dem Kassenumsatz seit Jahren massiv. „Soll es auch in Zukunft eine pharmazeutische Versorgung der Menschen in der Nacht und an Feiertagen geben, ist die Finanzierung durch die öffentliche Hand notwendig“, schließt Veitschegger. (red)