Brexit-Chaos könnte nun doch zu Lieferengpässen führen

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Die britische Regierung hat die Szenarien für den Fall eines „No Deal“-Brexits vorgelegt. Gerade bei Medikamenten könnte es doch Engpässe geben. Im schlimmsten Fall auf beiden Seiten des Ärmelkanals.

Es handelt sich um eine Prognose für den schlimmstmöglichen Fall, sagte der britische Premierminister Boris Johnson zum nun bekannt gewordenen Papier seiner Regierung. Darin wird unter anderem vor Protesten gewarnt. Außerdem könnte es aufgrund langer Wartezeiten am Ärmelkanal zu Lieferengpässen bei Medikamenten kommen. In der Folge könnten Krankheiten bei Tieren ausbrechen, die auch die menschliche Gesundheit beeinträchtigen könnten. Auch bestimmte Lebensmittel dürften dem Dokument zufolge knapp werden, verschlimmert durch Hamsterkäufe.

RELATUS PHARM wollte von den heimischen Stakeholdern wissen, was das umgekehrt für Medikamente bedeutet, die in UK produziert und in die EU geliefert werden. Regulatorisch im Hinblick auf Zulassungen sei alles erledigt, versichert DI Dr. Christa Wirthumer-Hoche, Leiterin des Geschäftsfeldes AGES Medizinmarktaufsicht. Doch das bedeutet nur, dass Medikamente, die eine EU-Zulassung ausgehend von Großbritannien hatten, auch künftig in der EU verfügbar sind. Zur Frage, ob es jene Produkte davon, die auch in UK produziert werden, auch physisch in die EU schaffen werden, kann die Expertin keine Auskunft geben. „Unsere Mitglieder, die österreichischen Arzneimittel-Vollgroßhändler, sind in Zusammenarbeit mit dem europäischen Dachverband, der GIRP, bestmöglich auf einen No Deal-Brexit vorbereitet“, versichert Dr. Monika Vögele, Generalsekretärin des Verbandes der Arzneimittel-Vollgroßhändler PHAGO. Außerdem gebe es eine Task Force unter der Führung des Bundesamtes für Sicherheit im Gesundheitswesen, die alle denkbaren Maßnahmen getroffen habe, um die Auswirkungen für die österreichischen Patienten möglichst gering zu halten.

Die Hersteller selbst sind hingegen vorsichtiger: Es könnte zu Lieferproblemen bei einzelnen Arzneimitteln kommen, wenn es einen „No Deal“-Brexit gibt, heißt es aus dem Pharmaverband PHARMIG. UK und Irland seien traditionell starke produzierende Länder. Man könne zum jetzigen Zeitpunkt aber keine Angaben darüber machen, welche Arzneimittel von allfälligen Lieferproblemen betroffen sein könnten. „Ein No Deal-Brexit muss unbedingt abgewendet werden, denn ein solcher hätte Auswirkungen auf die Arzneimittelversorgung in der gesamten EU und in UK. Die pharmazeutischen Unternehmen haben bis dato viel unternommen, um die Produktion und den Vertrieb von Arzneimitteln auch nach dem Brexit sicherzustellen. Es fehlt aber immer noch der gesetzliche Rahmen, wie etwa Zollmodalitäten, um auch in der dann veränderten EU die Versorgung für alle 500 Millionen EU-Bewohner auf demselben Niveau wie bisher sicherzustellen“, so eine Stellungnahme der PHARMIG. (rüm)