Rund 250.000 Menschen sind von chronischen Wunden betroffen. Expert:innen riefen nun zu einer besseren Vernetzung, Ausbildung und Kostenübernahme auf.
Vertreter:innen aus Pflege, Medizin und Politik haben am Mittwoch eine bessere Versorgung für Menschen mit chronischen Wunden gefordert. Jährlich erkranken etwa 70.000 Personen hierzulande an einer chronischen Wunde. Dabei sind Bewohner:innen von Pflege- und Seniorenhäusern nicht miteingerechnet. Rund 250.000 Betroffene gibt es aktuell in Österreich, hieß es seitens der Initiative „Wund?Gesund!“. 25 Prozent leiden länger als ein Jahr daran, berichtete deren Sprecherin Martina Laschet. „80 Prozent dieser Wunden bei Diabetikern enden in einer Amputation“, erläuterte Gefäßchirurg Michael Gorlitzer. Dies müsse nicht sein.
Patient:innen mit chronischen Wunden würden oft „viele Monate brauchen“, bis sie zu einer richtigen Behandlung kommen, berichtete Gorlitzer von einem „extrem langen“ Leidensdruck. Es gebe viele Spezialist:innen auf diesem Gebiet, diese seien „aber weitaus zu wenig vernetzt“, sagte der Mediziner und Landtagsabgeordnete der ÖVP Wien, Gorlitzer. Außerdem forderte er eine verbesserte ärztliche Ausbildung auf dem Gebiet der chronischen Wunden. Es sei wichtig, dass die Forschung weitergeht, ergänzte Elisabeth Pittermann, Gesundheitssprecherin des Pensionistenverbands Österreichs (PVÖ). Das Material für die Wundversorgung sollte von der öffentlichen Hand bezahlt werden, forderte die Seniorenvertreterin. Außerdem brauche es Vorsorge-Initiativen für gesunde Ernährung zur Vermeidung von Diabetes und gegen das Rauchen, das zu Gefäßerkrankungen führt.
Gerade das Beispiel chronische Wunde zeige, wie wichtig gute Ausbildung in der Pflege sei, „um evidenzbasiert pflegen zu können“, sagte Elisabeth Potzmann, Präsidentin des Gesundheits- und Krankenpflegeverbands (ÖGKV) und warnte davor, „die Pflege zu deprofessionalisieren“. Die Ausbildung zur Wundmanagerin oder zum Wundmanager gibt es zwar schon, die Bedingungen, um in diesem Bereich zu arbeiten, seien aber verbesserungswürdig. Zudem bestehe weiterhin das Problem für Pflegepersonen, an Verbandsmaterial zu kommen, weil sie es nicht verordnen dürfen. Verbesserte Wundversorgung spare der Volkswirtschaft Kosten, informierte Philipp Lindinger von der Initiative „Wund?Gesund!“, ein Zusammenschluss von Unternehmen und Kooperationspartnern aus dem Gesundheitswesen. Weniger häufige Spitalseinweisungen, weniger häufige Verbandwechsel und kürzere Behandlungszeiten würden das Gesundheitssystem wesentlich entlasten. Primärversorgungseinheiten (PVE) seien ein Teil, der zur Verbesserung beiträgt, sagte Lindinger, es brauche aber auch einen Fokus auf andere Bereiche, etwa für Senior:innen, die nicht mehr so mobil sind. (red)