Im Gesundheitsministerium ist am Freitag erstmals die neue, aus 19 Experten bestehende, Corona-Kommission zusammengetreten. RELATUS zeigt, wer dabei ist und wie bis Anfang September Leitlinien für die geplante Corona-Ampel ausgearbeitet werden sollen.
„Wir wollen mit aller Kraft eine zweite Welle vermeiden“, sagt Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Die Kommission sei „der Ort, an dem die Wellenbrecher entworfen werden“. Für den Minister ist die Kommission ein „wichtiges zentrales Steuerungszentrum“. Die erste reguläre Sitzung findet in der kommenden Woche statt, sagte Anschober bei der Pressekonferenz im Anschluss an die Gründungssitzung. Vorerst läuft jedoch ein interner Probebetrieb. „Die erste Ampelschaltung sehen Sie dann Anfang September, vor Schulbeginn“, erklärte der Minister. „Wir stellen uns das so vor, dass Freitag der Ampeltag ist.“ Sollten durch Farbänderungen auf der vierstufigen Ampel neue Maßnahmen notwendig sein, würden diese dann in Pressekonferenzen verkündet.
Anschober zufolge wurde die Corona-Kommission als sogenannte „Paragraf-8-Kommission“ nach dem Bundesministeriengesetz eingerichtet. Sie besteht aus 19 stimmberechtigten Mitgliedern, davon fünf Vertreter aus Ministerien, fünf Fachexperten aus Public Health/Epidemiologie, Virologie, dem medizinisch-klinischen Bereich und von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), sowie je einer aus den neun Bundesländern, die von den jeweiligen Landeshauptleuten bestellt worden sind. Leiter der Kommission sind Ulrich Herzog und Clemens Auer vom Gesundheitsministerium, die Sprecherin der Kommission ist Daniela Schmid von der AGES. Neben Schmid werden auch vier weitere Fachleute vertreten sein: die Virologin Elisabeth Puchhammer (MedUni Wien), der Infektiologe Günter Weiss (MedUni Innsbruck) für den klinischen Bereich, Andrea Siebenhofer-Kroitzsch (MedUni Graz) für Versorgungsforschung und Public Health sowie Herwig Ostermann, der Chef der Gesundheit Österreich GmbH.
Die Kommission soll mindestens einmal pro Woche zusammentreten – „in der Anfangsphase sicher öfter“, so Anschober – und jene Leitlinien erstellen, welche Maßnahmen bei welcher Ampelschaltung gelten sollen. Neben der Einrichtung der Kommission und der Ampel gelte es möglichst flächendeckend das Risikobewusstsein wiederherzustellen, „wie es im Frühjahr war“. Und es gehe darum, viele Tests und möglichst gutes Kontaktpersonenmanagement umzusetzen. Der Minister kündigte mehr Personal im Gesundheitsbereich an. Im Schnitt werden demnach pro Bundesland 30 bis 40 Personen zusätzlich aktiv sein, um das Kontaktpersonenmanagement „schnell und professionell durchzuführen“.
Mit dem Herbst beginnt laut Anschober die Phase vier im Kampf gegen die Pandemie, in der es mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Fälle geben werde und das Risiko einer Infektion größer sei, weil „wir uns mehr Indoor aufhalten“. Er gehe davon aus, dass sich die vierte Phase „ziehen wird, bis zum Vorliegen einer Impfmöglichkeit“, die breit ausgelegt werden müsse. In den Bildungseinrichtungen sei das Ziel der „normale Betrieb ab September“. Normalbetrieb heiße auch „keine Masken“ Bei einer Verschärfung der Situation in gelb, orange oder rot, könne es aber auch Einschränkungen im Bildungsbereich geben. Das Gleiche gelte für Veranstaltungen in Kultur und Sport. Den Empfehlungen der Kommission sollen ganz harte epidemiologische Kennzahlen zugrunde liegen, erläuterte Schmid. Diese seien in den vergangenen Wochen von AGES und GÖG definiert worden. Erster Indikator ist die Übertragbarkeit, darunter fallen die jeweils aktuelle Sieben-Tages-Fallzahl und Clusteraktivitäten. Zweitens wird die Quellensuche – mit dem Anteil der Fälle mit geklärter Quelle und deren Herkunft (Cluster, Screening oder Ausland) – herausgegriffen. Ein weiterer Indikator sind die Ressourcen im Gesundheitsbereich, etwa die Spitalsauslastung, und viertens geht es um die Tests, mit der Gesamtzahl der Testungen sowie dem Anteil positiver Tests und asymptomatischer Fälle. Ein großer Teil der Indikatoren sei „den Clustern gewidmet“, betonte Schmid. Die Entscheidung über Maßnahmen wird am Ende immer eine Politische bleiben – auf verschiedenen Ebenen, wie Bund, Bundesländern, Bezirken und Regionen. Dafür werde es Änderungen im Epidemie- sowie im Covid-Maßnahmengesetz geben, erläuterte Anschober. Diese sollen kommende Woche in Begutachtung gehen, die bis 28. August dauern werde. (red/APA)