Um den SARS-CoV-2-Erreger unschädlich zu machen, durchforstem Grazer Forscher mithilfe von künstlicher Intelligenz und Supercomputern weltweit Datenbanken nach potenziell wirksamen, bereits bekannten Stoffen. Mit dabei auch die Google-Mutter „Alphabet“.
Die steirische Forschung erregt im Zusammenhang mit dem Corona-Virus internationales Aufsehen: Das Biotech Start-up Innophore, die Universität Graz und das acib (Austrian Centre of Industrial Biotechnology) rufen gemeinsam mit der renommierten Harvard University ein Projekt ins Leben, in dem computerbasiert rund zwei Milliarden potenzielle Wirkstoffe gegen COVID-19 gescreent werden sollen. Die Google-Mutter „Alphabet“ gab dabei unlimitierte Rechenleistung ihrer Google-Cloud frei, die es erstmalig ermöglicht, solch eine umfangreiche Menge an Wirkstoffen zu simulieren. Auch der Vienna Scientific Cluster, eine Kollaboration mehrerer österreichischer Universitäten, stellt Ressourcen seiner Supercomputer zur Verfügung. „Die größte Herausforderung bei Simulationen wie diesen ist nicht nur die Daten der Milliarden Wirkstoffe zu bekommen, sondern auch die notwendigen Rechenkapazitäten. Im Moment gehen wir davon aus, über 100 Milliarden Einzelsimulationen durchzuführen, denn jeder potenzielle Wirkstoff wird einzeln gescreent. Wir freuen uns sehr, dass wir mit dem Vienna Scientific Cluster österreichische und mit Alphabet internationale Unterstützung bekommen“, sagt Christian Gruber, Geschäftsführer der Innophore.
Neuartig an diesem Projekt ist das computerbasierte Verfahren, mit der die einzelnen Wirkstoffe gescreent werden. „Virtual Flow“ wurde an der Harvard Medical School entwickelt und vor Kurzem in „Nature“, einem der renommiertesten wissenschaftlichen Journale, publiziert. Neben der Universität Graz ist auch das acib mit seinen österreichweiten Ressourcen beteiligt. In den vergangenen Wochen hat das Grazer Startup Innophore bereits mit Vorschlägen für Wirkstoffe, die für klinische Studien geeignet wären, internationales Aufsehen erregt. Aktuell unterstützt Innophore den Virtual Flow-Prozess von Harvard, indem sie mit ihrer patentierten 3D-Punktwolken-Technologie unzählige Ansatzpunkte simuliert und diese mit Hilfe von künstlicher Intelligenz filtert. „Obwohl bereits einige vielversprechende Medikamente identifiziert wurden, hat das Projekt großes Potenzial weitere geeignete Kandidaten zu finden. Die Kombination der 3D-Punktwolken-Technologie mit großflächigem, virtuellem Screening und enormer Rechenleistung ist sehr vielversprechend. Wir sind gespannt, welche Ergebnisse wir in den kommenden Wochen erzielen werden“, erklärt Professor Arthanari von der Harvard Medical School. (red)