Im Zusammenhang mit einer möglichen Corona-Impfung bahnt sich schon jetzt ein neuer Streit zwischen Ärzten und Apothekern an. Die Ärztekammer weist den Wunsch der Apothekern selbst impfen zu dürfen, zurück.
Die jüngste Forderung der Apothekerkammer nach Impfungen in Apotheken sorgt für heftige Debatten. „Apotheken sind dafür nicht eingerichtet und auch nicht ausgebildet. Es gibt genug Ärztinnen und Ärzte“, sagt Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres im RELATUS-Interview am Wochenende. „Impfen erfordert eine behutsame und vertrauensvolle ärztliche Begleitung“, betonen auch der Sprecher der niedergelassenen steirischen Ärzte, Christoph Schweighofer und der steirische Ärztekammer-Vizepräsident Dietmar Bayer. Ärztliche Beratung dürfe die Politik „den Patientinnen und Patienten nicht vorenthalten“. Die individuelle Aufklärung, Impfvorbereitung und Nachsorge sei ganz wichtig. Und bei etwaigen Zwischenfällen könnten auch nur Ärztinnen und Ärzte sachkundige Hilfe leisten. Die beiden wehren sich gegen politische Bestrebungen „Fließband-Impfungen“ im amtsärztlichen Bereich und „Instant-Impfungen“ in Apotheken anzubieten.
Szekeres plädiert auch für eine verpflichtende Impung. „Die Impfpflicht muß kommen. Das gilt für Grippe ebenso wie für Masern.“ Die Ärztekammer habe sich vor einigen Monaten schon entschlossen, sich für die Impfpflicht einzusetzen, zumindest für verpflichtende Impfnachweise beispielsweise für Studierende, oder für Menschen im öffentlichen Dienst. Andere Länder seien da schon wesentlich weiter, sagt der Ärztepräsident. Die Zahl der Impfgegner sei in Österreich zwar gesunken, eine neue Umfrage ergebe aber, dass die Bereitschaft sich freiwillig im Fall einer Impfung gegen das Corona-Virus impfen zu lassen, „erschreckend gering“ sei. So ergab eine Umfrage des Linzer market-Instituts unter 1.000 Personen, die vom Gesundheitsministerium in Auftrag gegeben worden war, dass 35 % der Befragten „auf jeden Fall“ und 27 % „eher schon“ an einer Impfung teilnehmen zu wollen. Überraschend hoch war die Zahl der Impfgegner: 25 % sagten, „eher nicht“ oder „sicher nicht“. Die Daten zeigen für Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), dass „wir noch viel Informations- und Aufklärungsarbeit beim Thema Impfungen leisten müssen. Das wird ein zentraler Schwerpunkt der Gesundheitspolitik im Herbst werden.“
Unterstützung für eine Impfpflicht kommt der Vorsitzenden der Bioethik-Kommission im Kanzleramt, Christiane Druml. In einem Interview in der neuen Ausgabe des Nachrichtenmagazins „profil“ spricht sie sich für eine Impfpflicht aus. „Sollten die Menschen nicht freiwillig die Ordination stürmen, dann muss man überlegen, wie man eine Impfung verpflichtend machen kann“, sagt sie. Die Kommission trat bereits 2019 für eine Masern-Impfpflicht ein. Gesundheitsminister Anschober hat sich hingegen hingegen gegen eine Impfpflicht ausgesprochen, diese werde es nicht geben. Auch Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer, ist dagegen. Generell sollte erreicht werden, dass sich die Menschen auf freiwilliger Basis impfen lassen, sagt er. (red)