Im Februar hat das Wiener Unternehmen Themis Bioscience begonnen, an einem Impfstoff gegen SARS-CoV-2 zu arbeiten. Ende Mai wurde die Firma von MSD übernommen. Geschäftsführer Erich Tauber warnt die Branche vor übereilten Lösungen: „Beim Pfuschen passieren Fehler.“
„Wir sehen uns nicht als die, die am Start drängeln, sondern als die, die am Ende mit einer wirklich ausgezeichneten Lösung dastehen werden“, zog Tauber am Rande der Alpbacher Technologiegespräche im Gespräch mit der APA einen Vergleich mit einem Langstreckenlauf. „Das Problem ist auch: Wenn die Schnellstarter bei Kilometer 10 daliegen, muss man aufpassen, dass man nicht darüber stolpert.“ Namentlich nennt der Themis-CEO keine Mitbewerber, aber er geht mit Unternehmen, die sich „in diesem aberwitzigen Wettlauf“ aus nationalistischen Gründen oder „sehr stark börsenmotiviert“ darauf konzentrieren, die schnellsten zu sein, scharf ins Gericht. Gehe dabei etwas schief oder habe ein Impfstoff Nebenwirkungen, befeuere das nur die wachsende Impfskepsis in der Bevölkerung und das könne alle Bemühungen vernichten.
Themis will dagegen auf eine ausgereifte Lösung setzen. „Für uns stellt sich die COVID-19-Krise so dar, dass man sie wahrscheinlich nur so lösen kann, indem man Hunderte Millionen an Dosen von Impfstoffen in einer ausgezeichneten Qualität herstellt und zur Verfügung stellt“, sagt Tauber. Im März 2020 hat das Unternehmen mit dem Institut Pasteur und dem Center for Vaccine Research an der University of Pittsburgh ein Konsortium geschlossen, um einen Impfstoffkandidaten gegen SARS-CoV-2 zu entwickeln.
Die Forscher am Standort Muthgasse in Wien setzen dabei laut Tauber auf das „Wolf-im Schafspelz“-Prinzip: Für die Impfstoff-Produktion werden nur gewisse Schnipsel des Coronavirus hergenommen, die keine Infektion auslösen können, und in einen Masernvirus-Impfstoff eingebaut. Dadurch kann das Immunsystem gegen dieses Antigen Antikörper entwickeln. Themis konzentriert sich einerseits auf das Optimieren dieses Trägerkonstrukts und andererseits wurde auch der Herstellungsprozess in der Muthgasse entwickelt. „Eine Phase-I-Studie ist bereits in Belgien und Frankreich gestartet, eine weitere wird in Österreich, USA und Belgien starten. Phase-III-Studien werden noch heuer beginnen und wahrscheinlich global durchgeführt werden“, schildert der Firmenchef über den Status quo. Ist der Impfstoff einmal fertig und zugelassen, Tauber rechnet mit „nächstem Jahr“, könne er gleich im großen Maßstab von MSD in Europa oder den USA produziert werden. „Die Hoffnung, die MSD hat ist, dass eine einzelne Impfung ausreichend Impfschutz bietet, aber es werden auch zwei Impfungen in einem gewissen Abstand getestet“, erklärte Tauber. (APA)