Corona-Mutationen: Wie das Risiko im Süden weiter wächst

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Der weltgrößte Impfstoffhersteller Serum Institute mit Sitz in Indien will seine Produktion von Corona-Impfstoff um mindestens die Hälfte reduzieren. Gleichzeitig fehlen in Afrika weiterhin Impfstoffe.

Indiens Regierung habe keine neuen Bestellungen für den AstraZeneca-Impfstoff aufgegeben, sagte Firmenchef Adar Poonawalla laut indischen Medien. Gleichzeitig kämen Bestellungen der internationalen Impfstoffinitiative Covax nur langsam herein. Derzeit produziere seine Firma pro Monat 250 Millionen Dosen des AstraZeneca-Impfstoffes, sagte Poonawalla. Das Serum Institute war Anfang Jahr als Hauptlieferant für die Impfstoffinitiative Covax vorgesehen, die dafür sorgen möchte, dass auch ärmere Länder an Impfstoff kommen. Poonawallas Firma lieferte dann zunächst auch Millionen Dosen ins Ausland – via Covax oder direkt an Länder. Aber als Indien im Frühjahr von einer heftigen Corona-Welle überrollt wurde, stoppte die indische Regierung den Export und ließ ihn erst kürzlich erst wieder zu. In der Zwischenzeit mussten viele ärmere Länder Alternativen finden.

Gleichzeitig berichten Agenturen, dass die dringend benötigten Covid-19-Impfstoffe in Afrika nur schleppend ankommen. Zudem fehle es an Infrastruktur, an medizinischem Personal, an Geld und der richtigen Informationspolitik. Rund 40 Prozent der Impfstoffe, die bisher in Afrika ankamen, wurden noch nicht genutzt, wie eine Auswertung des Tony Blair Institute for Global Change zeigt. Um mit dem erwarteten Angebot in den kommenden Monaten Schritt halten zu können, müsse die Verwendungsrate der Impfstoffe um das Vierfache steigen, schätzt die Organisation. Oft kam die Hilfe auch zu spät an: So wurden von den Geberländern bisweilen Impfstoff-Chargen nach Afrika geschickt, die kurz vor dem Verfallsdatum standen und in einigen Fällen unbrauchbar wurden.

Eine erfolgreiche Impfkampagne in Afrika ist nach Einschätzung von Experten aber entscheidend, um weltweit einen Schlussstrich unter die Pandemie ziehen zu können. Denn die niedrigen Impfraten auf dem Kontinent begünstigen Mutationen wie die Omikron-Variante, die weltweit für Verunsicherung sorgt. Bisher sind in Afrika nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO erst 102 Millionen Menschen, also 7,5 Prozent der Bevölkerung, vollständig geimpft. Die afrikanischen Regierungen haben mehr Impfstofflieferungen gefordert, doch Produktionsengpässe und das Horten von Impfstoffen durch reichere Länder schränkten die Versorgung bis vor kurzem stark ein.

Die Impfstoffallianz Gavi, die das Covax-Programm für einen weltweit gerechten Zugang zu Impfstoffen mitbetreut, hat ursprünglich nicht vorrangig in die für mRNA-Impfungen wie die von Biontech/Pfizer benötigten Ultra-Kühlketten investiert. Denn sie ging davon aus, dass die günstigeren und einfacher zu lagernden Impfungen von AstraZeneca einen Großteil der Dosen ausmachen würden. Nun dürfte laut internen Dokumenten von Gavi ein erheblicher Teil der Impfdosen von Biontech/Pfizer kommen. Sogar Kenia, das über eine Ultra-Kühlkette zur Lagerung von drei Millionen Biontech-Dosen verfügt, befürchtet, dass seine Kapazität durch die erwarteten Vakzin-Lieferungen überlastet wird. (red/APA)

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