Die Krankenkassen stellen dem Gesundheitsministerium pseudonymisierte Daten ihrer Versicherten zur Verfügung. Das soll helfen Risikopatienten zu finden und die Strategien zu verbessern. Die Kassen fordern aber: „Hausärzte sollen in Entscheidungen eingebunden werden.“
Die Krankenversicherungen stellen jetzt Daten zur Verfügung um Patienten vor dem Corona-Virus schützten zu können. Das hat die Konferenz der Sozialversicherungsträger einstimmig beschlossen, gab Peter Lehner, Chef des Kassen-Dachverbands, in einer Aussendung bekannt. Diese Daten, die dann Forschungseinrichtungen weitergegeben werden sollen, könnten Leben retten, betonte er: „Das anonymisierte Zusammenführen der Daten der Heilmittelabrechnung der Sozialversicherung, der ELGA-Daten und der Forschungsdaten kann im Kampf gegen Covid-19 ein essenzieller Baustein sein.“ Gleichzeitig werde man sicherstellen, dass die Versicherten „datenschutzrechtlich perfekt geschützt“ seien. „Rückschlüsse auf die Patienten sind unmöglich, da die Pseudonymisierung bei der Sozialversicherung selbst passiert“, erläutert Lehner. Unterstützung kommt von Lehners Co-Vorsitzender Ingrid Reischl: „Unterschiedliche Stakeholder haben unterschiedliche Daten über den Gesundheitszustand in der Bevölkerung – diese zusammenzubringen ist historisch einmalig. Wir erwarten uns, dass es dazu beiträgt rasch neue Erkenntnisse für die Behandlung dieser neuen Viruserkrankung zu gewinnen.“
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat am Donnerstag im Zusammenhang mit den Schutzmaßnahmen für Corona-Risikogruppen erklärt, dass die Identifikation durch die Krankenkassen erfolge. Für die Risikogruppe gilt verpflichtendes Home Office oder eine bezahlte Dienstfreistellung. Der Kreis der Betroffenen soll bis zum Wochenende bekannt sein, die Umsetzung der Maßnahme erwartet Anschober nächste Woche. „Diese Daten erarbeiten wir auf Basis der Medikamentierung“, sagte Anschober. Die akut Gefährdeten sollten zum Arzt gehen, der die Entscheidung treffe, ob sich die Personen für die Zeit der Coronakrise aus dem Berufsleben zurückziehen sollten.
Um die tatsächliche Risikogruppe treffsicher zu identifizieren und zu informieren, brauche es das Wissen und das Know-how der Ärzte, erklärt Lehner: „Der Hausarzt kennt seine Patienten am besten und weiß über seinen Gesundheitszustand Bescheid. Die Medikation allein hat hier zu geringe Aussagekraft.“ Nach der reinen statistischen Auswertung würden, 24,13 Prozent der österreichischen Bevölkerung in die definierte Risikogruppe fallen. „Es gilt, besonders gefährdete Personen zu identifizieren und zu schützen. Diese Auswahl funktioniert nicht über die Statistik. Sie kann nur ein Bestandteil sein. Neben dem Arzt müssen wir auch an die Eigenverantwortung der Menschen appellieren. Eine sinnvolle Umsetzung funktioniert im Teamplay: Gesundheitsministerium, Sozialversicherung, Arzt und Patient“, betont Lehner und ergänzt, dass eine vom Ministerium im Rahmen der Epidemie-Bekämpfung angeordnete Leistung der Ärzte vom Ministerium auch entsprechend abgegolten werden müsste. (rüm)