Im Rennen um brauchbare Therapien gegen die Folgen einer Corona-Infektion werden weltweit mehr als 140 Wirkstoffe untersucht. 77 davon seien Medikamente, die für andere Krankheiten entwickelt wurden, sagte Thomas Cueni, Generaldirektor des Dachverbandes der Pharmaindustrie (IFPMA).
Derzeit laufen 25 klinische Studien, um die Sicherheit und Wirksamkeit möglicher Medikamente bei Patienten zu testen, die mit dem neuen Virus SARS-CoV-2 infiziert sind und die Lungenkrankheit COVID-19 entwickelt haben. Bereits existierende Medikamente, die auf ihre Wirksamkeit geprüft werden, sind etwa der Wirkstoff Chloroquin zur Behandlung von Malaria und das noch nirgendwo zugelassene Medikament Remdesivir, das für Patienten mit Ebola entwickelt worden war.
Die Studien würden so schnell wie möglich durchgeführt, ohne dabei Sorgfalt oder Sicherheit zu vernachlässigen, versichern die Pharmafirmen. Vertreter der Unternehmen Pfizer, Takeda, AstraZeneca, Sandoz, MSD, CSL Behring und Merck betonten, dass Konkurrenten angesichts der Krise zusammenarbeiten und Informationen austauschen. Die Medikamente sollen zudem so wenig kosten, dass Patienten in allen Ländern der Welt damit behandelt werden können. Auch an Impfstoffen, die eine Infektion verhindern sollen, wird geforscht. Die Pharmaindustrie geht nach Angaben des Verbandes davon aus, dass Medikamente schneller zur Verfügung stehen als Impfstoffe.
Gleichzeitig pochen viele auf ein Umdenken in der Branche. Den am Donnerstag wiederholten Aufruf von Bundesministerin Margarete Schramböck (ÖVP), die Pharma-Produktion in Europa zu erhöhen und damit den Wirtschafts- und Produktionsstandort zu stärken sowie für die Zukunft unabhängiger von anderen Regionen zu machen, unterstützt Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog nach eigenen Aussagen voll und ganz: „Wir sehen derzeit, welche weitreichenden Auswirkungen die Konzentration der Arzneimittelproduktion auf einzelne wenige Regionen auf die Qualität und Schnelligkeit der medizinischen Versorgung unserer Bevölkerung hat. Umso begrüßenswerter ist es, dass es von Seiten der Politik klare Signale gibt, dass die Arzneimittelproduktion in Österreich und Europa unterstützt und ausgebaut werden soll.“ Da die Versorgung mit medikamentösen Therapien eine Säule jeder gesunden Gesellschaft ist, ist sie zu Recht eines der Fokusthemen im Rahmen eines EU-weiten Programmes, mit dem wichtige Projekte europäischen Interesses gefördert werden sollen. Herzog: „Wir müssen uns neu aufstellen und industriepolitisch neu ausrichten, um der starken Konkurrenz aus Regionen wie Asien, Indien und den USA etwas entgegenzuhalten. Es geht hier nicht um die Durchsetzung unilateraler Interessen, sondern im Gegenteil darum, im Sinne der Gemeinschaftlichkeit Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen Unternehmen und Organisationen besser arbeiten, forschen und produzieren können. Der Schulterschluss von Academia, Industrie, Behörde und Politik ist ein guter und wichtiger Schritt in eine sicherere Zukunft. Letztlich können wir alle, jeder einzelne von uns davon profitieren.“ (red/APA)