Der Wirkstoff Remdesivir soll nach den USA nun auch in Europa zur Therapie von COVID-19 zugelassen werden. In den USA hat der Hersteller Gilead nun seine Preisvorstellungen präsentiert. Die britische Zeitung “The Guardian” meldet am Mittwoch, dass die USA den weltweiten Vorrat des Medikaments aufgekauft haben.
Der Humanarzneimittelausschuss der Europäischen Gesundheitsbehörde EMA empfohlen, dem Wirkstoff Remdesivir eine bedingte Zulassung für die Behandlung von COVID-19 bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit Lungenentzündung, die zusätzlichen Sauerstoff benötigen, zu erteilen. Vorangegangen waren umfangreiche Studien des Medikaments, das an sich nicht neu ist und auch nicht für COVID-19, sondern gegen Ebola entwickelt wurde. Insgesamt zeigte eine aktuelle Studie, dass sich die behandelten, schwererkrankten Patienten nach etwa 11 Tagen erholten, verglichen mit 15 Tagen bei Patienten, die ein Placebo erhielten. Dieser Effekt wurde bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Erkrankung nicht beobachtet: Die Zeit bis zur Genesung betrug hier fünf Tage. Das Medikament wird durch Infusion in eine Vene verabreicht und seine Anwendung ist auf Gesundheitseinrichtungen beschränkt, in denen die Patienten genau überwacht werden können.
Der US-Biotechkonzern Gilead hat indes die Behandlungskosten für sein als Hoffnungsträger geltendes Medikament festgelegt. Der Preis für eine fünftägige Behandlung mit dem Mittel soll in den USA und anderen Industrieländern umgerechnet 2.087 Euro pro Patient betragen, so das Unternehmen. Für Privatpatienten sollen es 3.120 Dollar sein, informierte Gilead am Montag. Der Preis war Gegenstand hitziger Debatten, seit die US-Gesundheitsbehörde FDA im Mai den Einsatz des Mittels in Notfällen bei COVID-19-Patienten genehmigt hatte. Experten hatten gefordert, Gilead dürfe die Pandemie nicht für Profit-Zwecke ausnutzen. Der nun festgelegte Preis liegt unter den 5.080 Dollar, die die US-Forschungsgruppe für Arzneimittelpreise (ICER) empfohlen hat. Analysten gehen gleichwohl davon aus, dass Gilead mit Remdesivir in den nächsten Jahren Einnahmen in Milliardenhöhe erzielen könnte.
Am Mittwoch berichtete die britische Zeitung “The Guardian”, dass die USA den weltweiten Vorrat des Medikaments aufgekauft haben. 500.000 Dosen hat sich die Regierung von US-Präsident Donald Trump gesichert. Das sei die komplette Produktionskapazität des Herstellers Gilead für den Monat Juli sowie 90 Prozent der Kapazität im August und September in Anspruch. Damit bleibt für den Rest der Welt kaum noch etwas übrig. „Sie haben Zugang zu der größten Medikamentenversorgung mit Remdesivir, es ist nichts mehr für Europa übrig“, sagt Dr. Andrew Hill von der Liverpool Universität in der Zeitung. (APA/red)
Zum Artikel: US buys up world stock of key Covid-19 drug remdesivir