Das plant Kassen-Boss Huss für die Zukunft

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Mit Anfang Juli hat Arbeitnehmervertreter Andreas Huss den Vorsitz in der ÖGK und im Dachverband übernommen. Und er hat seine Sicht auf die künftigen Entwicklungen vorgelegt.

Andreas Huss übernimmt mit 1. Juli 2024 wieder den turnusmäßigen Vorsitz im Verwaltungsrat der ÖGK sowie erstmals auch den Vorsitz in der Konferenz des Dachverbands der Sozialversicherungsträger. Und er rechnet mit wichtigen Weichenstellungen: „Es freut mich außerordentlich, dass ich in einer so wichtigen Zeit, in der es nach dem Finanzausgleich so viel umzusetzen gibt, diese beiden entscheidenden Gremien der Sozialversicherung leiten darf. Denn im Herbst werden sowohl der österreichische als auch die regionalen Strukturpläne, in denen die gesamte Versorgung bis 2030 geplant wird, neu verhandelt. Das gibt uns die Möglichkeit, alle Notwendigkeiten der Gesundheitsversorgung umzusetzen. Ich werde dabei mit voller Kraft die Interessen der Arbeitnehmer:innen und unserer Versicherten vertreten.“

Nach den intensiven Verhandlungen zum Finanzausgleich und den damit beschlossenen Veränderungen im Gesundheitssystem in der Bundeszielsteuerungskommission gehe es jetzt ans Arbeiten. Ziel sei vor allem der Ausbau der niedergelassenen Versorgung bei gleichzeitiger Modernisierung der Strukturen. „Um Patient:innen zielgerichtet durch das System zu führen, braucht es einen einheitlichen Ausbau der Gesundheitshotline 1450 und daran anschließende telemedizinische sowie neue und ausgebaute ambulante Angebote für unsere Versicherten. Alle Gesundheitsberufe müssen künftig an eine übersichtliche und mit allen Daten ausgestattete ELGA inklusive Patient Summary angeschlossen werden und diese nutzen. Nur so kann die Zusammenarbeit aller Gesundheitsberufe für die Patient:innen optimal funktionieren. Bilddaten, Labordaten sowie Daten aus der Diagnosecodierung müssen in ELGA für alle Gesundheitsdienstleister verfügbar sein“, betont Huss.

Massiv ausbauen möchte der zur SPÖ zählende ÖGK-Chef auch die Versorgung chronisch kranker Patienten, etwa im Bereich Diabetes, wo Österreich im Europavergleich besonders schlecht dasteht, sowie das Impfprogramm für Erwachsene. In der niedergelassenen Versorgung müsse massiv in den Ausbau der Versorgungsangebote investiert werden. Nach dem Vorbild der Primärversorgungseinheiten sollen Frauengesundheitszentren, in denen Frauenärzt:innen, auch in Teilzeit, etwa mit Hebammen, Sozialarbeiter:innen, Psycholog:innen, Ernährungsberater:innen zusammenarbeiten, etabliert werden. „Insgesamt 300 Primärversorgungseinheiten bis 2030 sind genauso nötig wie eine ausgebaute Zahnversorgung in eigenen Einrichtungen der ÖGK. Das bringt spürbare Verbesserungen für unsere Versicherten, etwa mit kürzeren Wartezeiten und mehr Zeit für einzelne Patient:innen. So sollen vor allem in den genannten Zentren insgesamt 800 neue Arztstellen geschaffen werden.“ Die ärztliche Einzelordination in Österreichs Ballungsräumen werde künftig eher in der Minderheit sein, prophezeite Huss. (rüm)