Bei der Elektronischen Gesundheitsakte ELGA kommt es seit der Vorwoche wegen Überlastungen zu Verzögerungen im System. Betroffen sind eImpfpass, eMedikation und eBefund in Ordinationen und Apotheken.
Aufgrund der Probleme können telefonische Medikamentenverschreibungen über eMedikation beeinträchtigt und die Ausstellung von Impfzertifikaten verzögert sein, teilte die ELGA GmbH am Montagnachmittag in einer Aussendung mit. Das Problem bestehe seit einer langfristig geplanten und notwendigen Aktualisierung des ELGA-Berechtigungssystems am 4. November. Die Überlastung äußert sich durch verzögerte Antwortzeiten oder lokale Ausfälle bei vielen gleichzeitigen Zugriffen. „Da die weitaus überwiegende Zahl von ELGA-Zugriffen durch Ordinationen und Apotheken über das e-card-System erfolgt, sind diese besonders davon betroffen.“ Viele Impfstellen, die andere Systeme mit weniger Zugriffen (z.B. Tablets) verwenden, würden keine Verzögerungen bemerken.
Ärztinnen und Ärzte wurden vor der ELGA GmbH ersucht, den Patienten ein Papierrezept auszustellen, da derzeit nicht sichergestellt ist, dass ein Rezept in der eMedikation gespeichert beziehungsweise von der Apotheke abgerufen und eingelöst werden kann. Für die telefonische Rezeptbestellung bestehe die Möglichkeit, das Rezept per Fax oder E-Mail an die Apotheke zu übermitteln. Impfungen, bei denen die Eintragung im eImpfpass aktuell nicht erfolgen kann, gehen nicht verloren und würden von den Ordinationen und Impfstellen ehestmöglich nacherfasst, hieß es. Bis dahin kann der Impfnachweis auf Papier, z.B. gelber internationaler Impfpass oder das Impf-Kärtchen, als gültiger Impfnachweis vorgezeigt werden. An der Behebung des Fehlers werde noch gearbeitet.
Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, forderte eine rasche Behebung der Probleme: „Gerade jetzt, wo in die Impfungen wieder etwas Fahrt hineinkommt, sind Ausfälle beim eImpfpass besonders schwer zu verkraften.“ Vereinbarte Impfungen sollten aber dennoch unbedingt wahrgenommen werden, ruft Steinhart die Impflinge auf: „Es geht keine Impfung im eImpfpass verloren.“ Der entsprechende Mehraufwand für die Ärzte durch Dokumentation und Nachtragen sei aber beträchtlich – und das bei aktuell ohnehin vollen Ordinationen. „Daher muss der ELGA-Fehler unbedingt schnellstmöglich repariert werden“, fordert Steinhart, der der ELGA GmbH eine „Konzentration auf das Wesentliche“ nahelegt. „Die Reparatur von eMedikation und eImpfpass muss höchste Priorität haben. Man sollte sich hier nicht zu viel auf einmal vornehmen, sondern beispielsweise Problemfälle wie den eBefund endgültig einstampfen.“ Wenn die Ausfälle nicht bald behoben würden, müsste man sich die Frage stellen, wer den Ärztinnen und Ärzten die administrativen Überstunden durch die Ausfälle und den Aufwand für das Nacharbeiten abgelten wird, sagt Steinhart.
In Salzburg und Niederösterreich gab es zusätzliche technische Probleme bei PCR-Tests und mutmaßliche Hackerangriffe auf die Webseiten von „Salzburg gurgelt“ und „Niederösterreich gurgelt“. Am Dienstag waren die Anmeldeseiten aber mit Einschränkungen wieder in Betrieb. Das mit der Abwicklung der Tests beauftragte Biotech-Labor Novogenia hat über Nacht eine Schutzfunktion eingearbeitet. Wie Novogenia-Gründer und -Geschäftsführer Daniel Wallerstorfer berichtete, sei es am Montag punktuell zu über 200 Anfragen pro Sekunde auf die Gurgeltest-Seiten gekommen. Daher war man zuerst von einem mutmaßlichen Hackerangriff mit dem Ziel, die Systeme zu überlasten, ausgegangen. „Dies konnte in intensiver Recherche in den letzten 24 Stunden nicht zweifelsfrei bestätigt, aber auch nach wie vor nicht ausgeschlossen werden.“ (red)