Die zweite Verhandlungsrunde für die 50.000 Beschäftigten in der Chemischen Industrie wurde am Dienstag ergebnislos unterbrochen. Jetzt steht eine Betriebsrätekonferenz an.
Nicht nur bei der AUA wird über einen neuen Kollektivvertrag gestritten: Zwischen den Gewerkschaften GPA und PRO-GE sowie dem Fachverband der Chemischen Industrie (FCIÖ) stocken die aktuellen Gehaltsverhandlungen. Am Dienstag konnte in der zweiten Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag der chemischen Industrie, zu der auch die Pharmaindustrie gehört, keine Einigung erzielt werden. „Die Arbeitgeber legten bislang kein konkretes Angebot für eine Lohn und Gehaltserhöhung auf den Tisch. Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA berufen daher am 22. April eine österreichweite Konferenz der Betriebsrätinnen und Betriebsräte in Leonding/OÖ ein, um gemeinsam die weitere Vorgangsweise zu beraten und den Druck zu erhöhen“, teilte die Gewerkschaft mit. Die Gewerkschaften fordern eine Lohn- und Gehaltserhöhung über der durchschnittlichen Inflationsrate, eine kräftige Erhöhung der Lehrlingseinkommen sowie eine Arbeitszeitverkürzung. Beide Seiten haben die rollierende Inflationsrate für die Monate April 2023 bis März 2024 mit 6,36% außer Streit gestellt. Diese gilt traditionell als Ausgangslage für die Lohn- und Gehaltsverhandlungen.
„Die Branche steht in Österreich vor einer herausfordernden Situation: Eine schwache Auftragslage trifft auf eine hohe Inflation, die deutlich über dem EU-Durchschnitt liegt“, betonte die Arbeitgeberseite in einer Aussendung. Dies stelle insbesondere für eine stark exportorientierte Industrie, die im scharfen internationalen Wettbewerb steht, eine nur noch schwer zu bewältigende Herausforderung dar. „Nach einem Produktionsrückgang von über 10 Prozent im Jahr 2023 sehen wir leider immer noch kein Licht am Ende des Tunnels“, beschreibt Berthold Stöger, Verhandlungsführer der Arbeitgeber in der chemischen Industrie, die anhaltend schlechte Auftragslage in diesem Sektor. Diese „außergewöhnlich schwierige Ausgangslage“ müsse in den Verhandlungen berücksichtigt werden, um einen für die Branche tragfähigen Kompromiss erzielen zu können. „Wir appellieren an das Verantwortungsbewusstsein unserer Sozialpartner für den Standort Österreich und an deren Flexibilität, damit die Wettbewerbsfähigkeit der chemischen Industrie und damit rund 50.000 Arbeitsplätze gesichert werden können“, erklärt Stöger.
Die Vertreter:innen von GPA und PRO-GE kontern hingegen, dass der wirtschaftliche Abschwung in der Branche gegeben sei, jedoch nicht in dem Ausmaß, wie es von Seiten der Arbeitgeber:innen dargestellt wird. Außerdem sieht das Verhandlungsteam der Gewerkschaften die zukünftige Entwicklung in der Branche positiver als die Arbeitgeber:innen. Nur durch gute Arbeitsbedingungen und einer nachhaltigen Stärkung der Kaufkraft könnten Krisen und Herausforderungen überwunden werden. (rüm)