Viel wurde in den vergangenen Wochen über private Medizin geredet. Jetzt haben private Krankenversicherungen ihre Bilanz vorgelegt und geben tiefe Einblicke.
Wer über Privatmedizin, Selbstbehalte und Zuzahlungen redet, sollte in Österreich auch die privaten Krankenversicherungen im Blick haben. Diese haben dieser Tage ihre Bilanz für 2022 vorgelegt. Im Bereich der Krankenversicherung legten demnach die Prämieneinnahmen um 4,1 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zu. Zudem wurden 2,3 Milliarden Euro an Leistungen ausbezahlt, das waren 10,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Überraschend hoch ist aber vor allem die Zahl jener Menschen, die überhaupt über eine private Krankenversicherung verfügen: Mehr als 3,42 Millionen Menschen haben bereits eine Zusatzversicherung. Das sind immerhin 38,2 Prozent der Bevölkerung. Da ist es also wenig überraschend, dass Gesundheitsberufe zunehmend auf Kassenverträge verzichten – man findet auch im privaten Bereich ausreichend Patient:innen.
Die Diskussionen darüber und die aktuellen Debatten über die Probleme und Personalengpässe im Gesundheitswesen werden den Trend verstärken: verunsicherte Menschen werden sich zunehmend privat absichern. Und das wiederum bringt das öffentliche System noch stärker unter Druck. Eine Abwärtsspirale. Ein Nebeneinander der beiden Systeme wird deshalb zwangsläufig in Zukunft hinterfragt werden. Es bleibt spannend. (rüm)