AGES und FOPI präsentierten neue Zahlen: Im vergangenen Jahr wurden in Österreich überdurchschnittlich viele innovative Arzneimittel zugelassen.
Innovative Medikamente „stellen für Mediziner:innen neue Behandlungsoptionen und für Patient:innen neue Hoffnung dar,“ sagt Michael Kreppel-Friedbichler, Vize-Präsident des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI). Und davon werden in Österreich von Jahr zu Jahr mehr zugelassen, 2022 sogar um knapp ein Drittel mehr als noch 2021 (41). Waren es seit 2017 durchschnittlich 38 zugelassene innovative Arzneimittel, wurden im vergangenen Jahr 54 Neuzulassungen registriert. Dazwischen gab es allerdings eine etwas flauere Phase. Die größte Gruppe der neuen Produkte, 16 Medikamente, fällt in den Bereich Onkologie. Fünf weitere Arzneimittel sind für die Behandlung seltener Erkrankungen bei Kindern, außerdem finden sich auch zwei Covid-19-Impfstoffe sowie 3 antivirale Covid-19-Therapeutika unter den Zulassungen. Günter Waxenecker, neuer Leiter des Geschäftsfelds Medizinmarktaufsicht in der AGES, ist dies „ein klarer Beleg für die ungebrochen intensive Forschungsarbeit im medizinisch-pharmazeutischen Bereich“. Als „prägnantes Beispiel“ nennt er den attenuierten Lebendimpfstoff gegen das Dengue-Fieber mit vier Serotypen. Er ist der zweite Dengue-Impfstoff überhaupt und der erste, der auch bei seronegativen Personen verwendet werden kann – also jene, die noch nie in Berührung mit dem Virus waren und daher keinen Antikörperspiegel haben.
Waxenecker hebt außerdem hervor, dass der „starke Trend“ zu biologischen Wirkstoffen anhält – 2021 waren 15 Prozent der Neuzulassungen Biotech-Therapien, 2022 schon 19 Prozent. Kreppel-Friedbichler erwähnt in diesem Zusammenhang, dass die Pharmaindustrie mit Investitionen in der Höhe von 12,4 Prozent des Umsatzes die höchste Forschungs- und Entwicklungs-Quote (F&E) aller Technologiesektoren in Österreich hat. Über 44 Prozent der F&E-Kosten machen klinische Studien aus – hier läge Österreich zwar seit einigen Jahren auf einem „stabilen Niveau“ (2022: 284 klinische Prüfungen), drohe aber im internationalen Wettbewerb „den Anschluss zu verlieren“.
Das liegt laut Kreppel-Friedbichler einerseits an den Rahmenbedinungen im Bereich Erstattung, denn wenn an Innovation geforscht wird, soll diese dann auch verfügbar sein für Patient:innen. Andererseits müsse in der Branche stärker zusammengearbeitet werden. Markus Zeitlinger, Leiter der Abteilung für klinische Pharmakologie der MedUni Wien/AKH Wien, sieht das genauso. Als kleines Land könne Österreich im Vergleich zwar nicht viele Patient:innen bieten, aber eine Kompetenzspezialisierung. „Hochkompetente Zentren“, wie beispielsweise an den Universitäten, gäbe es in Österreich genug, man müsse sich nur effizienter vernetzen und zusammenarbeiten. Andrea Brunner, Geschäftsführerin der Aids Hilfe Wien, führt die Argumente für eine bessere Zusammenarbeit und Erstattung zusammen und betont die Wichtigkeit von leistbaren (innovativen) Therapien – und zwar nicht nur für österreichische Patient:innen, sondern auch für den „globalen Süden“. (kagr)