Am Donnerstag findet die sechste Kollektivvertragsverhandlungsrunde der pharmazeutischen und chemischen Industrie statt. Gibt es kein Ergebnis, drohen Warnstreiks.
Nachdem wie berichtet die fünfte Kollektivverhandlungsrunde für die rund 50.000 Beschäftigten der Chemischen Industrie am 14. Mai gescheitert ist, haben in den vergangenen Tagen Betriebsversammlungen in Unternehmen stattgefunden, bei denen Kampfmaßnahmen beschlossen wurden. Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA erhöhten den Druck auf die Arbeitgeber:innen zusätzlich und hielten öffentliche Konferenzen der Betriebsrät:innen ab – zuletzt am 27. Mai in Kundl bei Sandoz. „Wir haben einen klaren Auftrag der Belegschaften, dass für die Lohn- und Gehaltserhöhungen die relevante Inflationsrate von 6,33 Prozent berücksichtigt werden muss. Die bisherigen Arbeitgeberangebote sind weit unter dieser Inflationsrate und bedeuten daher reale Einkommensverluste für die Beschäftigten. Dieses respektlose Vorgehen der Arbeitgeber bei den KV-Verhandlungen zerstört das Vertrauen und die Sozialpartnerschaft“, sagen die beiden Chefverhandler, Alfred Artmäuer (PRO-GE) und Günther Gallistl (GPA).
Als „Affront“ empfinden die Arbeitnehmervetreter:innen auch, dass die Arbeitgeber:innen über drei Wochen lang keine weiteren Verhandlungstermine angeboten hätten. Das bedeute, dass die Beschäftigten auf eine Lohn- und Gehaltserhöhung warten müssten. „Sollte es auch in der sechsten Verhandlungsrunde am 6. Juni zu keinem Abschluss kommen, werden erste Warnstreiks folgen“, drohen die Verhandler.
„Weder Drohungen noch öffentliche Betriebsrätekonferenzen bringen uns in der derzeitigen Situation weiter. Tatsache ist, dass die Arbeitnehmervertretung mit überzogenen Lohn- und Gehaltsforderungen in die Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag für die chemische Industrie Österreichs geht“, sagt Berthold Stöger. Er ist Arbeitgeberverhandlungsleiter im Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO). Und er erinnert: „Die Abgeltung der außergewöhnlich hohen Inflation kann kein Automatismus sein. Wir können nur das verteilen, was vorher in den Betrieben erwirtschaftet wurde“. Er fordert „mehr Verständnis für die dramatisch schlechte wirtschaftliche Situation unserer Branche“. (rüm)