Ein Jahr Österreichische Gesundheitskasse: Welche Änderungen 2021 kommen

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Die Pandemie hat die Zusammenlegung der Sozialversicherungen in den Hintergrund treten lassen. Nach dem ersten Jahr als ÖGK zogen die Verantwortlichen nun Bilanz und gaben einen Ausblick, was sie für 2021 planen. RELATUS gibt einen Überblick.

Es war ein turbulentes erstes Jahr für die Österreichische Gesundheitskasse. Die Bewältigung der Coronakrise war für eine so junge Organisation wie die ÖGK eine Herausforderung. Dennoch könne die ÖGK auf ein „sehr erfolgreiches Jahr“ zurückblicken, sagten am Dienstag ÖGK-Obmann Andreas Huss und Kurt Egger, Vorsitzender der Hauptversammlung. Ihre Bilanz: Zahlreiche Verbesserungen für Versicherte wurden erreicht, aber auch Erleichterungen für Dienstgeber sowie Vertragspartner geschaffen. Gleiche Leistung für den gleichen Beitrag habe man versprochen und umgesetzt, wie etwa bei Krankentransporten oder zuletzt im Bereich der Orthopädietechnik. Huss: „Auch wenn es in der Natur der Sache liegt, dass es zwischen Dienstnehmervertretern und Dienstgebervertretern Interessensunterschiede gibt, so ist es auch im ersten Jahr der neuen ÖGK gelungen, wichtige Maßnahmen für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung gemeinsam umzusetzen.“ Egger ergänzte: „Trotz der größten Gesundheitskrise in der Zweiten Republik ist es gelungen, die Reform der Sozialversicherung weiter umzusetzen. Obwohl wir noch einige Hürden überspringen müssen, bin ich überzeugt, dass wir zum Wohl der Versicherten und der Gesundheitspolitik in Österreich auf dem richtigen Weg sind.“

Vergangene Woche wurde in der Hauptversammlung der Österreichischen Gesundheitskasse eine neue Krankenordnung beschlossen. Zusätzlich werden weitere Schritte im Verwaltungsrat beschlossen. Die wichtigsten Punkte im Überblick:

Digitale Ordinationsbesuche

Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf die Arbeitssituation der niedergelassenen Ärzte. Viele Menschen scheuten sich zu Beginn der Pandemie, Arztpraxen aufzusuchen. „Das Feedback unserer Versicherten und Vertragspartner auf Erleichterungen im Bereich Telemedizin im März war so positiv, dass die ÖGK gemeinsam mit der ITSV und den Sonderversicherungsträgern mit visit-e ein eigenes Programm entwickelt hat“, teilten die Kassenfunktionäre mit. Mit visit-e können Vertragsärzte der ÖGK Patiententermine per Video online durchführen. Bis Juni 2021 wird visit-e in einem österreichweiten Probebetrieb eingesetzt. Das Service ist maßgeschneidert, die Nutzung ist für beide Seiten einfach und sicher – und kann über PC, Laptop oder Smartphone erfolgen. Es muss keine zusätzliche Software installiert werden. Der Probebetrieb läuft seit 1. Dezember, das Feedback sei sehr positiv. Die Teilnahme an visit-e ist für Ärzte sowie Patienten freiwillig. Die ÖGK stellt das System allen Teilnehmenden gratis zur Verfügung.

Regelungen bei Krankenstand

In der Hauptversammlung wurden Änderungen in der Krankenordnung beschlossen, die Präzisierungen bei der Kontrolle von Krankenständen beinhalten. Die rückwirkende Gesundschreibung durch die Österreichische Gesundheitskasse ist wie berichtet nur noch unter bestimmten Voraussetzungen möglich, wenn eine Arbeitsunfähigkeit nicht vorliegt und wenn ein „genesungswidriges Verhalten“ festgestellt wird.

Psychotherapeutische Versorgung

In den kommenden drei Jahren soll Psychotherapie auf Krankenschein um ein Drittel erweitert werden, das heißt mindestens 1,23 Prozent der Anspruchsberechtigten sollen Psychotherapie als Sachleistung erhalten. Mehr als 20.000 Menschen können dadurch zusätzlich versorgt werden. Für besonders vulnerable Gruppen wie Kinder oder Menschen mit Traumatisierungen werden zusätzliche Stundenkontingente geschaffen. Ebenso wollen wir ländliche Versorgungsdefizite ausgleichen. In Summe werden zusätzliche 300.000 Stunden zur Verfügung stehen. Für eine bessere Koordination werden Clearingstellen in allen Bundesländern als erste Anlaufstelle für Versicherte geschaffen. Diese gibt es bereits in Nieder- und Oberösterreich, dort sollen alle Fäden für eine zielsichere und rasche Vergabe der Therapieplätze zusammenlaufen. Sie sollen die erste Anlaufstelle für Patienten sein und diesen helfen, die für sie am besten geeignete Therapie zu erhalten. Zudem sollen die Clearingstellen als Kontaktstellen für Experten aus dem Gesundheitsbereich dienen und Gruppentherapie als Akutmaßnahme ermöglichen.

Hanusch-Krankenhaus (Wien)

Damit die Versorgung weiterhin gewährleistet werden kann, ist der Neubau des Pavillon 6, der bereits seit 1978 in Betrieb ist, dringend notwendig. Dort sollen die Fachbereiche Urologie, Gynäkologie sowie Orthopädie und Traumatologie untergebracht werden. Der Neubau soll Innovation in Versorgung und Forschung vereinen. Außerdem wird der zentrale OP vergrößert, im Neubau sind 104 Betten geplant. Baubeginn für den Pavillon 6 ist Juli 2023, die geplante Fertigstellung ist mit 2027 datiert. Die Bauweise ist ökologisch und nachhaltig.

Ergotherapie

Neue Regelungen wird es auch bei den medizinisch-technischen Diensten (Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie) geben. Im Bereich der Ergotherapie ist man bei den Verhandlungen zu einer Rahmenvereinbarung und einem österreichweiten Stellenplan schon weit fortgeschritten. „Der Zeitplan sieht vor, dass wir mit dem Berufsverband Ergotherapie Austria bald eine österreichweite Rahmenvereinbarung und ab 1. April 2021 auf dieser Basis Einzelverträge in ganz Österreich abschließen können“, sagten die Funktionäre.

Gesamtvertrag für Orthopädietechnik

Bereits Anfang des Jahres wurden zahlreiche Leistungen österreichweit angeglichen. „Nun wurden finale Schritte gesetzt, wie etwa im Bereich Orthopädietechnik. Das bringt nicht nur Gerechtigkeit für die Versicherten – österreichweit besteht nun derselbe Anspruch – sondern auch Erleichterungen für die Berufsgruppe der Bandagisten und Orthopädietechniker.“ (red)