Weil die Pandemie viele Kinder belastet, fordert Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser eine Milliarde Euro, um die Versorgung an Therapieplätzen für Kinder auszubauen. Die Regierung kündig Maßnahmen an.
Mehr als die Hälfte der jungen Menschen in Österreich kämpft mit depressiven Symptomen, sechs von zehn haben Essstörungen, 47 Prozent leiden unter Schlafstörungen, 16 Prozent haben wiederholt Suizidgedanken. Das berichtete Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) bei einer Pressekonferenz. Die Probleme hätten während der Pandemie deutlich zugenommen, kritisiert wiederum Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser in einer Aussendung. Vor allem jene Kinder, die in beengten Wohnsituationen mit geringem Einkommen leben, würden besonders unter den psychischen Auswirkungen der Pandemie leiden. Zehntausende Kinder würden derzeit nicht die notwendige Therapie erhalten. Deshalb sei der Ausbau von kassenfinanzierten Therapieplätzen und psychosozialen Notdiensten – auch außerhalb der Ballungszentren – notwendig.
Die Kritik der Diakonie: Es gäbe zu wenig kostenfreie Therapieplätze und zu lange Wartezeiten. „Leistbare und verfügbare therapeutische Hilfen sind aber ganz entscheidend für das gute Aufwachsen von Kindern, die gesundheitliche Probleme haben“, meinte Moser. Kinder, die unter Belastung oder Stress leiden oder ein Trauma verarbeiten, bräuchten vor allem Sicherheit. Auch die Liga für Kinder- und Jugendgesundheit unterstützt die schon mehrfach geforderte jährliche Kindermilliarde. Mit einer Milliarde Euro könne man den Langzeitfolgen der Pandemie entgegenwirken, Lücken in der Gesundheitsversorgung schließen und der jungen Generation eine lebenswerte Zukunft ermöglichen, betonte Geschäftsführerin Caroline Culen.
Die Regierung kündigte nun ein Projekt an, das „über die begrenzten Kapazitäten der Regelversorgung hinaus Unterstützungsmöglichkeiten für junge Menschen bieten“ soll, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Allerdings ist es deutlich kleiner, als von den Sozialorganisationen gefordert: 13 Millionen Euro seien vom Ministerrat bereits im vergangenen Jahr für die psychosoziale Versorgung von Kindern und Jugendlichen zur Bewältigung der psychischen Folgen der Pandemie beschlossen worden. 12,2 Millionen Euro gehen an das Projekt „Gesund aus der Krise“, 800.000 Euro an die Arbeitsgemeinschaft Frauengesundheitszentren, „damit die psychologische und psychotherapeutische Behandlung für Mädchen und junge Frauen verbessert wird“, erläuterte Mückstein. Allerdings ist auch der Regierung das Ausmaß der Probleme bewusst: „Man kann mit Recht sagen: Es brennt an allen Ecken und Enden“, betonte Plakolm.
Das Projekt der Regierung decke lediglich zehn Prozent des Bedarfs, reagierte die Bundesjugendvertretung (BJV) in einer Aussendung. Bereits vor der Pandemie sei die Versorgung im Bereich der psychischen Gesundheit mangelhaft gewesen. Das Projekt sei ein Tropfen auf den heißen Stein, aber: „Wir begrüßen es sehr, dass mit den geplanten Maßnahmen junge Menschen rasch und unkompliziert unterstützt werden sollen.“ Auch SOS-Kinderdorf begrüßte das Projekt, wies aber auch darauf hin, dass 13 Millionen Euro „nicht reichen“ würden. (rüm/APA)