Überraschung in der Debatte um ELGA-Ausfälle: Die Gesundheitsakte muss gestoppt und neu aufgesetzt werden, fordert die Ärztekammer. Die Apotheker wiederum sind dafür, „den Entwicklungsprozess nicht zu boykottieren.“
Die Debatte um zeitlich bedingte Ausfälle von ELGA erreicht eine neue Dimension. Nachdem der Hauptverband der Sozialversicherungsträger zuletzt davon gesprochen hatte, dass man die Ausfälle im Griff, aber die Ursache des Problems noch nicht gelöst hat, legt die Ärztekammer nach. „Die aktuelle Situation von ELGA zeigt, dass unsere Bedenken berechtigt sind und unsere Forderungen weiter aufrecht bleiben müssen“, sagt Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte am Wochenende bei der Bundeskuriensitzung. „ELGA muss in ihrer derzeitigen Form gestoppt und neu aufgesetzt werden“, fordert Steinhart: „Solange das System nicht fehlerfrei funktioniert, raten wir den Ärzten von der Verwendung ab.“ Eine allfällige Verwendung könne nur auf eigenes Risiko erfolgen.
Ärztinnen und Ärzte könnten nicht mit einem System arbeiten, das nur teilweise oder gar nicht funktioniert, stellt Steinhart klar. „Unsere Ordinationen müssen zu 100 Prozent serviciert werden. Wir sind in keiner Weise gegen technische Hilfsmittel, aber diese müssen verlässlich sein wie unsere medizinischen Instrumente.“ Auch mit einem EKG könne man nicht arbeiten, wenn dieses nur zu 90 Prozent verlässlich sei, gibt der ÖÄK-Vizepräsident zu bedenken. Die Bundeskurie hat sich am Wochenende über den aktuellen ELGA-Stand beraten und dabei die Beobachtungen der vergangenen 15 Jahre einfließen lassen. „Wir bedauern, dass sich unsere Bedenken bestätigt haben, aber wir müssen uns für ein ELGA-Moratorium aussprechen“, sagt Steinhart.
Ganz anders sieht das der Präsident des Österreichischen Apothekerverbandes, Jürgen Rehak. Er spricht sich dafür aus, das System nicht zu boykottieren. Ein System werde umso besser, umso mehr man es verwende, sagt er. Im Hinblick auf die nun im Roll-out befindliche E-Medikation verweist Rehak zudem darauf, dass diese sowieso nicht alle Daten enthalte und die Daten von Wahlärzten etwa dabei seien. (red)
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