Engpässe: 7,5 Prozent der Medikamente nicht lieferbar

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Der Dachverband der Sozialversicherungsträger (DVSV) diskutierte am Dienstag beim SV-Forum 2024 die Zukunft der Arzneimittelversorgung in Österreich und Europa.

Laut Erhebungen der Sozialversicherung lag der Anteil nicht lieferfähiger Medikamentenpackungen im Mai bei 7,5 Prozent. Lieferengpässe sind dabei kein spezifisch österreichisches Problem, sondern ein Produkt internationaler Kooperationen und des globalen Wettbewerbs. Unter dem Titel „Sicherstellung der Arzneimittelversorgung“ diskutierten deshalb am Dienstag im Rahmen des SV-Forums 2024 Vertreter:innen aus der Gesundheitsbranche und -politik mit Wirtschaftsvertreter:innen im Dachverband der Sozialversicherungsträger (DVSV) darüber, welchen wechselseitigen Einfluss Standortsicherung und Gesundheitsversorgung aufeinander haben. Zentral wurde dabei darüber gesprochen, was es braucht, um die Arzneimittelproduktion in Österreich zu halten und Abhängigkeiten außerhalb Europas zu verringern, um letztlich auch Lieferprobleme zu verringern.

„Heute sind fast 7.700 Arzneimittel allein im EKO gelistet und die Zukunft liegt in der Präzisionsmedizin. Die personalisierte Medizin, die ‚Die Pille nur für mich‘ entwickelt, hat den Jahrzehnte währenden Fokus der Pharmabranche von den Blockbustern stark verschoben. Das ist nicht nur ein unglaublicher Fortschritt, sondern fordert das System auf eine neue Art und Weise“, erklärte Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger bei der Eröffnung des SV-Forums. Die Konzentration und Auslagerung von Produktionsstandorten, Parallelimporte sowie -exporte und externe Faktoren hätten Einfluss auf die Verfügbarkeit von Arzneimitteln. Aufgrund der Auslagerung von Produktionsstätten und der Fragmentierung von Lieferketten sei auch in der Arzneimittelproduktion kein allumfassender Schutz vor Lieferschwierigkeiten und -engpässen gegeben.

Trotz der hohen Zahl an nicht lieferbaren Medikamente, würden nur sehr wenige der nicht lieferbaren Produkte als Auslöser für einen möglichen Versorgungsengpass eingestuft, hieß es am Dienstag. Dazu komme, dass Versorgungsengpässe im Arzneimittelbereich in Österreich aufgrund der Dichte des Generikaangebots und der Verfügbarkeit therapeutischer Alternativen selten auftreten. 76 Prozent der im Erstattungskodex gelisteten und durch Lieferschwierigkeiten nicht lieferbaren Arzneimittel am Markt könnten durch Generika lückenlos ersetzt werden. Bei den restlichen 24 Prozent können für die Versicherten nicht stark ins Gewicht fallende Alternativen angeboten werden, zum Beispiel durch leichte Anpassungen bei Wirkstoffstärken – unter anderem durch Monatspackungen statt Kleinpackungen oder die Verschreibung der doppelten Menge bei halber Wirkstoffstärke.

Auf nationaler Ebene setze sich die Sozialversicherung mit vielfältigen Maßnahmen für eine möglichst lückenlose Versorgung der Versicherten mit Arzneimitteln ein, betonten die SV-Vertreter:innen. So steht der Dachverband mit dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) in regelmäßigem Datenaustausch zu Einschränkungen der Vertriebsfähigkeit bei Arzneimitteln. Das schaffe Transparenz und zeige Notwendigkeiten der Import- und Exportsteuerung auf. So werden in der Sozialversicherung auch die Kosten des Imports von therapeutisch notwendigen Arzneimitteln übernommen. Eine weitere Maßnahme der Sozialversicherung ist die Schaffung einer Schnittstelle zum Register des BASG, damit Ärzt:innen bereits zum Zeitpunkt der Verschreibung über ihre Ordinationssoftware Informationen darüber erhalten können, ob ein Arzneimittel verfügbar ist oder nicht. Diese Verfügbarkeitsdaten werden auch in der App „Eko2go“ dargestellt. Damit zeigt die Sozialversicherung tagesaktuell nichtlieferfähige Produkte auf und unterstützt damit den gesamten Gesundheitsstandort mit Planungssicherheit. (rüm)