Die EU-Kommission will einen „Europäischen Gesundheitsdatenraum“ schaffen. Das soll Patienten und Ärzten helfen, aber auch der Industrie, Forschung und öffentlichen Institutionen.
Patienten sollen künftig ihre Krankengeschichte, Testergebnisse oder Verschreibungen mit Krankenhäusern und Ärzten in der gesamten EU teilen, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides am Dienstag in Straßburg. EU-Kommissionsvize Margaritis Schinas ergänzte: „Das ist revolutionär.“ Ein Arzt in Frankreich könne dann etwa die Krankengeschichte eines Portugiesen einsehen, der in Paris krank wird, und die richtigen Medikamente verschreiben. Unnötige Untersuchungen würden überflüssig. Patienten mit seltenen Krankheiten könnten ihre Daten zudem mit Ärzten in anderen Ländern teilen. Die EU-Staaten müssten sicherstellen, dass alle Dokumente ein einheitliches europäisches Format hätten.
Das zweite Ziel des Vorschlags ist, dass Forscher, Industrie und öffentliche Institutionen das Potenzial der Daten nutzen können. So könnten etwa Medikamente und medizinische Geräte entwickelt werden oder die Regierung könne während einer Pandemie besser Entscheidungen treffen. Datenschutz- und Sicherheitsstandards sollten stets beachtet werden, sagte Kyriakides. Bürger sollten die Kontrolle über ihre Daten haben und selbst entscheiden, welche Informationen sie teilen. Forscher bräuchten zudem die Erlaubnis der nationalen Behörden, um mit den Daten zu arbeiten.
Der Raum für Gesundheitsdaten soll Kyriakides zufolge bis 2025 im Einsatz sein. Zuvor müssen sich jedoch noch das Europaparlament und die EU-Staaten damit befassen. Eine Hürde dürfte auch sein, dass die Digitalisierung der Gesundheitssysteme in den EU-Staaten sehr verschieden fortgeschritten ist. (red/APA)