Zwei Impfstoffe gegen das neuartige Coronavirus könnten noch in diesem Jahr in Europa zugelassen werden, heißt es aus Brüssel. Dann könnte es zu Jahresbeginn bereits erste Impfungen geben, sagt Österreichs Pharmaindustrie.
„Wenn alles ohne Probleme verläuft“, könnten die Impfstoff-Kandidaten von Pfizer-Biontech und Moderna „in der zweiten Dezemberhälfte 2020“ eine bedingte Marktzulassung erhalten, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von möglichen Zulassungen „im Dezember oder sehr schnell nach der Jahreswende“. Biontech-Mitgründer Ugur Sahin hält eine Auslieferung und Zulassung des Corona-Impfstoffs in diesem Jahr ebenfalls für möglich. Sein Team arbeite „fieberhaft“ daran, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. In den USA haben Pfizer-Biontech am Wochenende einen Zulassungsantrag eingereicht. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA sei in „täglichem Kontakt“ mit ihrem US-Pendant FDA, um die Bewertung der Impfstoffkandidaten möglichst zeitgleich durchzuführen, sagte von der Leyen nach einer Video-Konferenz der EU-Staats- und Regierungschefs.
Das Mainzer Unternehmen Biontech mit seinem US-Partner Pfizer sowie das US-Unternehmen Moderna hatten bei der Impfstoffentwicklung zuletzt Durchbrüche vermeldet. Nach ihren Angaben haben ihre Impfstoffkandidaten jeweils eine Wirksamkeit von rund 95 Prozent. In beiden Fällen steht allerdings noch eine detaillierte Veröffentlichung und Begutachtung der Studie in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift aus. Die EU-Kommission, die im Auftrag der Mitgliedstaaten Verträge mit den Herstellern über die Beschaffung künftiger Impfstoffe abschließt, hat mit Biontech-Pfizer bereits ein festes Abkommen über die Lieferung von bis zu 300 Millionen Dosen. Mit Moderna laufen die Verhandlungen noch.
Die Impfung „steht knapp vor unseren Türen“, betonte am Freitag auch Alexander Herzog, Generalsekretär des heimischen Verbands der pharmazeutischen Industrie (Pharmig). „Wir sind sehr zuversichtlich, dass Anfang des kommenden Jahres Impfstoffe zur Verfügung stehen“, sagte auch Renee Gallo-Daniel, Präsidentin des Verbands der Impfstoffhersteller (ÖVIH). Drei Impfstoffkandidaten der Unternehmen AstraZeneca, Biontech/Pfizer und Moderna befinden sich bereits im Rolling-Review-Verfahren der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA, berichtete Gallo-Daniel bei einem Online-Pressegespräch. Dabei werden Ergebnisse von Studien ausgewertet, noch bevor der Antrag auf Zulassung gestellt wurde. Dadurch wird das Verfahren erheblich verkürzt.
Zwar sei die Zulassung noch die große Unbekannte, aber aus den Zeitplänen der Hersteller, sei es realistisch, dass bis zum Sommer so viel zur Verfügung stehen wird, dass jeder in Österreich, der dies wünscht, auch geimpft werden kann, erklärte Clemens Martin Auer, COVID-19-Sonderbeauftragter im Gesundheitsministerium, am Freitag im ORF-Mittagsjournal. Auch er ist zuversichtlich: die ersten Impfstoffe könnten schon im Jänner eintreffen. (red/APA)