Bis zur breiten Verfügbarkeit von Covid-19-Vakzinen mit nur einer notwendigen Impfdosis müsse alles daran gesetzt werden, möglichst vielen Österreichern die Erstimpfung zu verabreichen, erklärte der Impfexperte Herwig Kollaritsch bei einer Online-Ärztefortbildung.
Insgesamt seien alle derzeit zugelassenen SARS-CoV-2-Impfstoffe sehr gut wirksam, sicher und verträglich, betonte der Spezialist für Spezifische Prophylaxe, Reise- und Tropenmedizin. Die Rate von Todesfällen und thromboembolischen Ereignissen im zeitlichen Umfeld von Covid-19-Impfungen sei im Grunde im Rahmen der Häufigkeit, in der solche Ereignisse sonst auch in der Bevölkerung auftreten und sehr selten. Für alle thromboembolischen Komplikationen nach Impfung mit der Vektor-Vakzine von AstraZeneca gebe es kein „Signal“ eines häufigeren Auftretens. Die Häufigkeit von Hirnvenenthrombosen liege bei Geimpften geringfügig über dem sonstigen Vorkommen solcher Erkrankungen.
Aus den Erfahrungen mit allen Vakzinen, bei denen eine zweifache Dosis erforderlich ist, lässt sich laut Kollaritsch ableiten: „Es ist enorm wichtig, dass möglichst viele Menschen möglichst schnell die erste Teilimpfung erhalten.“ Der Schutz baue sich nämlich mit der Zeit auf, die zweite Teilimpfung diene vor allem der Konsolidierung des Impferfolges. Das habe potenziell große Auswirkungen auch auf das österreichische Covid-19-Impfprogramm. Ursprünglich sollte die zweite Teilimpfung der mRNA-Vakzine nach drei bis vier Wochen erfolgen. Reizt man aber bei den mRNA das Impfintervall auf sechs Wochen aus, gewinne man mehr Zeit für die Erstimpfung von mehr Personen und nutzt die zur Verfügung stehenden Vakzine-Menge besser für die schnelle Schutzwirkung in der Bevölkerung. Der Experte: „Das Ausreizen der möglichen Impfintervalle erlaubt Flexibilität und eine wesentlich raschere Animpfung der Bevölkerung mit der ersten Teilimpfung. Der Verzicht auf das Vorhalten der zweiten Impfdosis, da die Liefermengen ständig steigen, hätte den Effekt, dass bis zur Kalenderwoche 30 bis zu zwei Millionen Personen in Österreich mehr erstgeimpft werden könnten. (red)