Die Corona-Krise hat im März und April offenbar zu deutlich weniger FSME-Impfungen geführt. Experten drängen nun darauf, die Impfungen nachzuholen.
Jetzt sollte der Aufholprozess starten, um geschützt zu sein, erklärten Experten am Mittwoch bei einer Online-Pressekonferenz zum Thema FSME-Impfung trotz Corona-Krise. „Die FSME bleibt da. Auch wenn man derzeit nichts davon hört. Die Zecke hält keinen Abstand“, sagte die Wiener Sozialmedizinerin Ursula Kunze (Meduni Wien). Die Impfung vermittle ausschließlich Individualschutz. Wer gegen die FSME immun sein will, müsse sich impfen lassen.
An sich sieht die Österreich-Bilanz rund um die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis durch die Impfkampagnen der vergangenen vier Jahrzehnte gut aus. „Anfang der 1980er-Jahre hat es jährlich in Österreich noch mehrere hundert Krankheitsfälle gegeben“, erklärte die Sozialmedizinerin. Mittlerweile sind es in Österreich pro Jahr um die hundert FSME-Erkrankungen, manchmal deutlich darunter, manchmal darüber: 2007 wurden beispielsweise nur 46 Fälle registriert, 2012 waren es 52, 2018 relativ viele mit 154 und 2019 schließlich 108 Erkrankungen. Insgesamt waren 62 Prozent der im Jahr 2019 mit FSME diagnostizierten Patienten älter als 50 Jahre, 14 Prozent Kinder unter 15 Jahre. Es gab zwei Todesfälle. Auch ein Baby erkrankte – im Alter von sechs Monaten. 2020 wurden bisher sechs FSME-Fälle festgestellt. „79 Prozent der Österreicher haben jemals zumindest eine FSME-Impfung bekommen“, erklärte Renee Gallo-Daniel vom Österreichischen Verband der Impfstoffhersteller. In Vorarlberg liege diese Rate laut einer Umfrage nur bei 64 Prozent, in Kärnten sogar bei 90 Prozent.
Für die FSME-Grundimmunisierung, die vor allem für Kinder infrage kommt, sind drei Teilimpfungen notwendig. „Wichtig ist, dass dafür jetzt ein telefonischer Termin ausgemacht wird“, sagte Albrecht Prieler, Impfreferent der burgenländischen Ärztekammer. Die erste Auffrischungsimpfung erfolgt nach der Grundimmunisierung nach drei Jahren, dann alle fünf Jahre. Ab dem Alter von 60 Jahren sollte wieder alle drei Jahre aufgefrischt werden. „Nicht immer weiß man auswendig, ob dieses Jahr eine Auffrischungsimpfung notwendig ist. Das kann man mit dem Impfpass in der Apotheke klären. Dort kann man den Impfpass überprüfen lassen“, sagte Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer. Der FSME-Impfstoff wird derzeit im Rahmen einer Impfaktion der österreichischen Apotheken vergünstigt angeboten. Diese läuft noch bis zum 31. August 2020. Die Sonderpreise betragen für Erwachsene 35,80 Euro, für Kinder 31,30 Euro. Krankenkassen gewähren ganzjährig einen Kostenzuschuss in unterschiedlicher Höhe. Um das Handling für die Kunden möglichst einfach zu gestalten, wird der Kostenzuschuss direkt in der Apotheke vom Aktionspreis abgezogen. (red/APA)