47.000 Kindern im Alter von zwei bis fünf Jahren fehlt die zweite Masernimpfung. Auch in anderen Bereichen gibt es große Lücken, kritisiert der Verband der Österreichischen Impfstoffhersteller (ÖVIH).
Im Jahr 1802 war Österreich das erste Land, in dem mit der Pockenimpfung eine verpflichtende Immunisierung eingeführt wurde. 2020 aber gibt es noch immer große Lücken im Impfschutz. Bei den Zwei- bis Fünfjährigen liegt die Durchimpfungsrate bei Masern für die zweite Impfung derzeit bei ungefähr 82 Prozent. Das heißt, dass etwa 47.000 Kinder in dieser Altersgruppe eine zweite Impfung erhalten sollte, stellte Maria Paulke-Korinek vom Gesundheitsministerium dar. MMR-Durchimpfungsraten von 95 Prozent sind auf jeden Fall notwendig, um in Österreich ausreichend Schutz gegen die Krankheit zu erreichen und sie wie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gefordert auszurotten. Die Defizite betreffen auch Schulkinder. „27.000 Kinder in der Altersgruppe der Sechs- bis Neunjährigen sind nicht ausreichend gegen Masern geschützt“, erklärte Paulke-Korinek.
Völlig unterschätzt bei Kindern wie Erwachsenen werde die Bedeutung der Pneumokokken-Erkrankungen, sagte Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer: „Die Pneumokokken fordern jedes Jahr weltweit 1,5 Millionen Todesopfer. Bei den Masern sind es rund 500.000. Pro Jahr gibt es weltweit 14 Millionen Lungenentzündungen durch Pneumokokken. Die Erreger fordern die meisten Todesfälle bei einer durch Impfung verhütbaren Erkrankung.“
De facto perfekt verhütbar wären Gebärmutterhalskrebs und Probleme wie Genitalwarzen, wenn alle Kinder wie im Kinderimpfprogramm vorgesehen gegen das Humane Papilloma Virus (HPV) geschützt würden. Trotz der kostenlosen Bereitstellung der Impfung beträgt die Durchimpfungsrate bei Buben und Mädchen im Alter von neun bis zehn Jahren in Österreich derzeit nur 62 Prozent, zeigte Elmar Joura, Gynäkologe an der Universitäts-Frauenklinik in Wien (MedUni/AKH) auf. Auf der anderen Seite erkranken in Österreich noch immer pro Jahr rund 400 Frauen an dem durch HPV verursachten Gebärmutterhalskrebs. (APA)