Eine neue Plattform will ein oft unterschätztes Gesundheitsproblem bewusst machen und Prävention und Versorgung verbessern.
Bereits heute leiden 15% der Bevölkerung in Österreich an Adipositas. Thomas Czypionka, Head of IHS Health Economics and Health Policy, verweist auf die gravierenden Auswirkungen der Erkrankung auf die Gesamtwirtschaft: „Adipositas hat zahlreiche gesundheitliche Folgen, die sowohl viel Leid als auch enorme Kosten in Gesundheitswesen und Wirtschaft verursachen. „Aktuell ist die Versorgung für Menschen mit Adipositas in Österreich absolut unzureichend“, kritisierte Johanna Brix klar, Präsidentin der Österreichischen Adipositasgesellschaft (ÖAG). Mit zwei weiteren Fachgesellschaften – der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und der Österreichischen Gesellschaft für Adipositas- und metabolische Chirurgie (ÖGAMC) – wurde nun die Österreichische Adipositas Allianz gegründet.
Die Expert:innen ersuchen dort Stakeholder aus Gesundheitspolitik und Sozialversicherung umgehend zu handeln und fordern etwa die Anerkennung von Adipositas als ernstzunehmende und eigenständige Erkrankung. Trotz Zuweisung eines international anerkannten Klassifizierungscodes für Krankheiten (ICD-10-CM Code E66) verkennen die Entscheidungsträger Adipositas als individuelles „Life-Style-Problem“. Dies verhindere eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema und blockiert das Etablieren effizienter Präventions- und Therapiemaßnahmen. Es brauche zudem ein Ende der Diskriminierung und Stigmatisierung von Betroffenen, effektive Verhältnisprävention sowie einen freien und einfachen Zugang für Menschen mit Adipositas zu einer individuell angepassten multifaktoriellen Adipositastherapie, sowie das Aufsetzen eines Disease Management Programmes gemeinsam mit den Gesundheitskassen und der Gesundheitspolitik.
Unterstützung für die Initiative kommt von der Österreichischen Ärztekammer. Präsident Thomas Szekeres: „Die österreichischen Ärztinnen und Ärzte betreuen als kompetente Partner Menschen mit Adipositas jeden Tag. Aber sie müssen die Betroffenen nach aktuellem medizinischem Wissensstand und gültigen Leitlinien behandeln können und zudem genug Zeit für dieses komplexe Krankheitsbild haben.“ Lösungen für diese Herausforderung können nur gemeinsam und auf einer breiten Basis entstehen, sagte Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer: „Für eine frühe Diagnose und professionelle Betreuung braucht es den Schulterschluss der Gesundheitsberufe. Es muss möglichst viele Anlaufstellen geben, die bei Adipositas beratend zur Seite stehen. (red)
Service: Informationen zur Österreichischen Adipositas Allianz