Der Zoll griff 2022 mehr gefälschte Medikamente auf. Spitzenreiter sind nach wie vor Mittel zur Potenzsteigerung. Apothekerkammer und Industrie warnen.
Der Zoll hat im abgelaufenen Jahr deutlich mehr gefälschte Medikamente aufgegriffen, in Summe waren es über 830.000. Der Anstieg gegenüber 2021 beträgt 150 Prozent, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Produktpirateriebericht 2022 hervorgeht. Spitzenreiter bei den vom Zoll aufgegriffenen Arzneiwaren und Gesundheitspräparaten waren Potenzmittel sowie fruchtbarkeitsfördernde Produkte, gefolgt von Schlaf- und Beruhigungsmitteln, schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten. Anfang Dezember 2022 etwa stoppte das Zollteam am Wiener Flughafen eine Frachtsendung mit drei Tonnen Potenzmittel, die aus Indien via Frankfurt nach Wien geliefert worden war. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) warnte, durch minderwertig gefälschte Medikamente seien das Leben von Konsumentinnen und Konsumenten erheblich gefährdet.
Auch die Apothekerkamme warnt: „Der Handel mit gefälschten Medikamenten ist nicht nur illegal, sondern besonders perfide und moralisch verwerflich. Kriminelle setzen die Gesundheit und das Leben der Menschen aufs Spiel, da es bei derartigen Medikamenten keinerlei Qualitäts- und Herkunftskontrolle gibt“, zeigt sich Raimund Podroschko, Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer, erbost. Er erneuert, dass es nur einen einzigen sicheren Weg gibt: jenen in die Apotheke.
„Die Lage ist und bleibt alarmierend, denn bei den aufgegriffenen Produkten handelt sich um eine ernstzunehmende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit. Zusammengepanschte Erzeugnisse ohne Hygienevorschriften aus den Untergrundlaboren von Fälscherbanden bedeuten mehr Gefahr als Hilfe für Patientinnen und Patienten. Im schlimmsten Fall kann das mit dem Tod enden. Sicherheit beim Kauf eines Arzneimittels bietet einzig und allein die legale Lieferkette, bestehend aus Hersteller, Großhandel und Apotheke, wo es strenge Sicherheitsvorkehrungen gibt. Wer ein rezeptfreies Produkt im Internet kaufen möchte, kann sich dafür an zertifizierte Internet-Apotheken wenden“, erklärt auch Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog. (rüm)