Eine neue Methode zur Schätzung der bisher mit dem SARS-CoV-2-Virus infizierten Personen in einem Land stellen Wiener Demographen im Fachblatt „PLOS One“ vor.
Die indirekte Schätzmethode des Teams um Wissenschafter vom Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) sowie der Technischen Universität (TU) Wien berücksichtigt die Altersstruktur der Bevölkerung, die allgemeine Sterberate in Bezug auf das Alter, die mit Covid-19 in Verbindung stehenden Sterbefälle sowie die Covid-19-Sterbefälle in Bezug auf die dokumentierte Zahlen an Infizierten (Fall-Sterblichkeit). Anhand mathematischer Modelle schätzten die Forscher auch, wie viele der tatsächlichen Fälle mittels Tests in etwa erkannt wurden, heißt es in einer Aussendung der ÖAW. Fazit: In Österreich kommen die Forscher auf eine Durchseuchung von rund sieben Prozent.
Die Analysen von Miguel Sánchez-Romero und Vanessa Di Lego und Kollegen ergaben, dass ihre Schätzungen für verschiedene Länder sehr gut mit den Ergebnissen von Seroprävalenzstudien übereinstimmen, bei denen die Zahl der bereits Infizierten anhand von vorhandenen Antikörpern im Blut in einer Stichprobe erhoben und dann auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet wird. Solche Untersuchungen seien aber aufwendig und teuer. Die Wissenschafter sehen ihre Methode daher als Möglichkeit zur Ergänzung. „Unser Modell ist ein Werkzeug, das für den weltweiten Einsatz geeignet ist – ohne jedes länderspezifische Detail kennen zu müssen“, sagt Sánchez-Romero im APA-Interview. Er sieht den Ansatz auch als Werkzeug dafür, zu überprüfen, „ob die Impfstoffstrategie funktioniert und inwiefern die Impfstoffe tatsächlich Todesfälle verhindern.“
Stichwort Impfung: Laut Gesundheitsministerium haben in Österreich bis Dienstag 212.062 Menschen – das sind 2,38 % der Gesamtbevölkerung – eine erste Impfdosis erhalten. Rechnet man die noch nicht im e-Impfpass eingetragenen Impfungen dazu, dürften im Hinblick auf die Studie derzeit rund zehn Prozent der Bevölkerung immun sein gegen das SARS-Cov-2-Virus. Von einer Herdenimmunität ist Österreich damit noch weit entfernt. (red/APA)