Die MedUni Wien hat in einer neuen Studie den Opioidgebrauch von Patient:innen analysiert – mit teils besorgniserregenden Ergebnissen.
1,7 Prozent der Patient:innen in Österreich nehmen auch drei bis sechs Monate nach einer Operation weiterhin Opioide – ein Zeitraum, in dem akute postoperative Schmerzen in der Regel abgeklungen sind. Nach Wirbelsäulenoperationen liegt diese Zahl sogar bei knapp sieben Prozent. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung der MedUni Wien hervor, die mehr als eine halbe Million Patient:innendaten analysierte und nun vor den Gefahren einer Opioidabhängigkeit warnt. Ein deutlich erhöhtes Risiko für fortgesetzten Opioidgebrauch wurde auch nach Gelenkersatz- und Bauchwandbruch-Operationen festgestellt. Nach chirurgischen Eingriffen am Blinddarm liegt die Rate dagegen lediglich bei 0,3 Prozent. Grund für die Studie war die Opioidkrise in den USA, wo bereits bis zu sieben Prozent der Patient:innen nach einer Operation den sogenannten „neuen anhaltenden Opioidkonsum“ (NPOU = New Persistent Opioid Use) entwickelten.
„Unsere Studie zeigt, dass fortgesetzter Opioidkonsum nach Operationen auch in Österreich ein wichtiges Thema ist, obwohl eine deutlich restriktivere Verschreibungspraxis herrscht als etwa in den USA“, schreiben die Forschenden im Fachmagazin „JAMA Network Open“. Neben der Art der Operation spielen auch das Alter und Begleiterkrankungen eine Rolle. Höheres Alter, chronische Schmerzen und psychiatrische Erkrankungen, insbesondere Stimmungs- und Substanzgebrauchsstörungen, stehen in einem signifikanten Zusammenhang mit postoperativem Opioidkonsum. Auch Personen, die vor der Operation Opioide eingenommen haben und den Konsum vor dem Gang ins Krankenhaus eingestellt hatten, zählen besonders häufig zur NPOU-Gruppe. (kagr)
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