Transparenz ist wichtig für Vertrauen der Bevölkerung in gesundheitspolitische Maßnahmen. Darüber waren sich Expert:innen beim European Health Form Gastein in Bad Hofgastein einig.
Funktionierende Gesundheitssysteme schaffen Vertrauen und stärken die Demokratie. Das wurde am Mittwoch beim Auftakt des European Health Forum Gastein (EHFG) in Bad Hofgastein betont. Deshalb sei es wichtig darauf hinzuweisen, dass Gesundheit ein Grundrecht ist und nicht ein Privileg, sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Wenn Menschen auf den nächsten Arzttermin lange warten müssen, dann werden sie „anfällig für vermeintlich einfache Lösungen“ und Populismus in der Politik. Transparenz der Entscheidungen und Vertrauen in Wissenschaft und Politik sind zudem wichtig bei künftigen Pandemien, betonte Pamela Rendi-Wagner, Direktorin der EU-Gesundheitsbehörde ECDC.
Die europäische Gesundheitskonferenz „findet in einer ernsten Zeit statt“, sagte EHFG-Präsident Clemens Martin Auer in Bad Hofgastein. „Demokratien sind unter Druck“, der Populismus steige. „Wir zeigen anhand von Untersuchungen, dass es einen Zusammenhang zwischen funktionierenden Gesundheitssystemen und funktionierenden Demokratien gibt und zwischen nicht-funktionierenden Gesundheitssystemen und nicht-funktionierenden Demokratien.“ Eine Studie zeige, dass in schlecht versorgten Staaten rechter oder linker Populismus unterstützt werde, berichtete Auer.
Zeit, Transparenz und ebenfalls Vertrauen sind laut ECDC-Direktorin Rendi-Wagner entscheidend für die Bewältigung künftiger Pandemien. Eine der größten Herausforderungen während der Covid-19-Pandemie sei der sich ständig ändernde Wissensstand gewesen. „Wissen ist dynamisch“, betonte die Medizinerin und Ex-Gesundheitsministerin (SPÖ). Für Forschende sei das normal, für die nicht wissenschaftlich versierte Bevölkerung bedeute das jedoch eine große Herausforderung. Dass sich der Wissensstand ständig ändert, werde es auch in der nächsten Pandemie geben. Dafür brauche es Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung vor der nächsten Krise, „in den Schulen genauso wie in der Erwachsenenbildung“, empfahl Rendi-Wagner, die seit Juni Direktorin des europäischen Zentrums für Krankheitsprävention und -kontrolle ist.
„Wir müssen schneller werden, was die Infektionsüberwachung betrifft“, hob sie eine weitere Lehre aus der Corona-Zeit hervor. „Zeit ist der entscheidende Faktor, um erfolgreich gegen eine Pandemie vorzugehen.“ In Sachen Transparenz haben die EU-Arzneimittelbehörde EMA und das ECDC eine Monitoring-Plattform für Covid- und Influenza-Impfungen geschaffen, die öffentlich einsehbar ist, berichtete Rendi-Wagner. „Menschen dürfen nicht das Gefühl haben, dass man ihnen Informationen vorenthält.“ Durch Transparenz entstehe Vertrauen, wie auch durch verständliche Kommunikation. „Wissen verändert sich und wir müssen den Menschen erklären, warum wir handeln und warum sich auch gewisse Maßnahmen im Laufe der Zeit ändern. Wir müssen dabei die Sprache der Menschen sprechen und nicht die der Wissenschaft.“ Zudem müssten Fake News frühzeitig erkannt und dagegen vorgegangen werden. Es brauche auch mehr Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik, bereits vor einer künftigen Pandemie, forderte Rendi-Wagner. (rüm)