Ein Pilotprojekt zur Abgabe kostenloser Verhütungsmittel ist in Vorarlberg laut den Verantwortlichen gut angelaufen. Eine große Zahl an Frauen wurden seit Oktober erreicht.
Bereits über 800 Frauen wurden in den ersten drei Monaten vom Gratis-Verhütungs-Projekt „Informiert Verhüten in Vorarlberg“ (INVVO) erreicht. Sie erhielten einen sogenannten INVVO-Pass. Ziel des Projekts ist es, dass rund 3.500 Frauen das Angebot einer Verhütungsberatung und Gratis-Verhütungsmittel für ein Jahr erhalten. Das Gesundheitsministerium stellt dafür bis 2026 dafür 950.000 Euro zur Verfügung. Von den mehr als 800 Frauen, die mitgemacht haben, nahmen 50 eine Verhütungsberatung in Anspruch, 200 erhielten ein Verhütungsmittel. Laut den bisherigen Daten wurden besonders Frauen zwischen 20 und 30 Jahren angesprochen, künftig will man Jüngere und Frauen mit Migrationshintergrund besser erreichen.
Zwei Drittel der Teilnehmerinnen wollten Mittel für eine Langzeitverhütung, nur ein Drittel Kurzzeitverhütung. Das sei im österreichweiten Verhütungsbericht umgekehrt, meint dazu Lea Putz Erath vom Fraueninformationszentrum „femail“. Warum, werde noch erhoben – ebenso warum das generelle Interesse höher sei als die tatsächliche Nachfrage. Zudem interessierten sich die Frauen zur Vermeidung einer Schwangerschaft für das Thema, weniger zur Vermeidung sexuell übertragbarer Krankheiten. Hier brauche es noch mehr Sensibilisierung, auch bei Burschen und Männern. Die Projektpartner zeigten sich erfreut über den Verlauf. So sprach aks-Geschäftsführer Georg Posch von einem „wegweisenden Modellprojekt“. Nicholas Landowski, Obmann der Fachgruppe Gynäkologie in der Vorarlberger Ärztekammer, sah ein „klares Zeichen pro Selbstbestimmung und Gerechtigkeit in puncto Verhütungsmethodik“. Alexandra Rümmele-Waibel, Kurienobfrau der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, hoffte, dass das Projekt auf das gesamte Bundesgebiet ausgeweitet wird. Weitere Partner sind die Apothekerkammer und neu der Verein Amazone.
Viele Frauen verhüten aus finanziellen Gründen nicht mit der gewünschten Methode. So stellten die hohen Kosten bei den wirksamsten Methoden – Spirale, Hormonstäbchen oder -implantat – für viele Frauen eine Hürde dar. Der Zugang zu modernen und sicheren Verhütungsmethoden dürfe aber keine Frage des Einkommens sein, so der Ausgangspunkt. Langfristig will Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) Verhütung und Beratung für Frauen und Mädchen kostenlos anbieten. Über das Pilotprojekt, das von „femail“ und der aks gesundheit GmbH umgesetzt wird, sollen wissenschaftliche Daten gesammelt werden, wie sich die Gesundheitsversorgung von Frauen durch das Gratis-Angebot verändert. (red/APA)