„Ärzte ohne Grenzen“ fordert angesichts der COVID-19-Pandemie dazu auf, Errungenschaften in der Impfstoff- und Medikamentenentwicklung allen Menschen zugänglich zu machen. Die NGO ist gegen Patente und für Preiskontrollen.
Sehe man sich an, wie bereits am Anfang der Pandemie teilweise agiert wurde, wenn es um die Anschaffung von Schutzausrüstung ging, habe man es vermutlich erst mit dem Beginn eines „brutalen Kampfs um Impfstoffe, Tests und Medikamente“ zu tun, sagte die Geschäftsführerin von „Ärzte ohne Grenzen Österreich“, Laura Leyser, in einer Online-Pressekonferenz am Dienstag. Es sei zu befürchten, dass vor allem wohlhabende Nationen ihre finanzielle und politische Macht dazu nutzen werden, an verheißungsvolle Wirkstoffe zu kommen und die ärmeren Länder des globalen Südens dann durch die Finger schauen. Pharmafirmen müßten auf Patente verzichten und die Politik mitunter Zwangslizenzen zur Herstellung und Preiskontrollen durchsetzen, hieß es am Dienstag.
Man sehe weltweit, dass „viele Patienten sterben, weil sie keinen Zugang zu Medikamenten haben“, sagte Leyser. Das werde bei COVID-19 vermutlich leider auch nicht anders sein, befürchtet sie. Auch die österreichische Bundesregierung sei daher in der Pflicht, den Zugang zu „Corona-Tools“ sicher zu stellen. Für den Experten für Epidemiebekämpfung und Berater für humanitäre Angelegenheiten von Ärzte ohne Grenzen Österreich, Marcus Bachmann, ist ein „fairer Preis, den sich alle leisten können“, auch wirtschaftlich vertretbar. Immerhin würden von etwaigen Impfstoffen Milliarden Dosen gebraucht, was immer noch stattliche Gewinne verspreche, und somit auch keiner Enteignung gleichkomme. Es brauche auch Transparenz in der Forschungsförderung: Immerhin habe etwa die Österreichische Regierung bisher 28 Millionen in die COVID-19-Forschung investiert, die EU hat kürzlich rund 7,4 Milliarden Euro zur Entwicklung von Impfstoffen eingeworben. „Das zeigt, dass Regierungen nicht nur auf rein marktwirtschaftliche Mechanismen setzen“, sagte Bachmann. Hier handle es sich jedoch auch um öffentliche Mittel, deren Verwendung ebenso öffentlich einsehbar sein sollte. Zuletzt hatten Pharmaunternehmen angeboten, bei Produkten entsprechende Lösungen suchen zu wollen, damit es zu keinen Ungleichbehandlungen kommt. (red)