Bei sommerlichen Höchsttemperaturen, wie sie derzeit herrschen, haben Rettungsdienste sowie Notärzte Hochbetrieb. Das Gesundheitsministerium hat nun sein Hitzetelefon aktiviert. Unter der kostenfreien Telefonnummer 050 555 555 geben Experten Tipps, wie man am besten mit dem heißen Wetter umgeht und was beachtet werden soll, damit es möglichst zu keinen gesundheitlichen Problemen kommt.
Schon die ansteigende Unfallhäufigkeit führt immer wieder zu Notfalleinsätzen, weiß Prim. Priv.-Doz. Dr. Helmut Trimmel, MSc, Vizepräsident und Vorsitzender der Sektion Notfallmedizin der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) und Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie, Notfall- und Allgemeine Intensivmedizin am Landesklinikum Wiener Neustadt: „Das Badewetter lockt an Seen, Flüsse und an den Pool, und hier kann man nicht oft genug auf die Gefahr hinweisen, die vor allem unbeobachteten Kleinkindern droht.“
Ein weiterer, häufig unterschätzter Faktor für vermehrte Unfallgefahren, so der Experte: „Generell lassen Leistungsfähigkeit und Konzentration mit steigenden Temperaturen nach, dies muss vor allem im beruflichen Kontext und im Straßenverkehr stärker berücksichtigt werden.“ Um unfallträchtigen Leistungstiefs vorzubeugen ist eine regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme von zentraler Bedeutung. „Zuckerfreie Getränke sind zu bevorzugen, ideal sind Tee, Leitungswasser oder kohlensäurearmes Mineralwasser“, so der Experte. „Zur Vermeidung übermäßiger gesundheitliche Belastungen im Arbeitsumfeld gibt es mit § 28 der Arbeitsstättenverordnung eine gesetzliche Regelung.“ Diese Bestimmung regelt generell das Raumklima von Arbeitsplätzen und sieht unter anderem vor, dass in der warmen Jahreszeit „Maßnahmen durchzuführen sind, um nach Möglichkeit eine Temperaturabsenkung zu erreichen“. Möglichkeiten dazu sind etwa eine Abschattung durch Jalousien oder Rollos bzw. Durchlüftung am Morgen und Abend.
Von der enormen Kreislaufbelastung durch Hitze sind insbesondere Senioren betroffen, sagt Trimmel: „Ihre Kreislaufreagibilität ist bereits unter normalen Witterungsbedingungen eingeschränkt, Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Arteriosklerose und Diabetes mellitus können die Situation weiter verschlimmern. Zudem haben ältere Menschen häufig ein drastisch reduziertes Durstgefühl.“ Die große Hitze bedeutet schon für gesunde Menschen eine große Belastung. „Für betagte und kranke Menschen ist sie unter Umständen lebensgefährlich“, erklärt Prim. Trimmel.
In den vergangenen Jahren haben Hitzewellen bereits ebenso viele oder sogar mehr Todesfälle gefordert wie der Straßenverkehr. Im Jahr 2018 starben Daten der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) zufolge in Österreich mindestens 766 Personen. (red)