Die sogenannte HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP), soll im nächsten Jahr kostenlos angeboten werden, wie das Gesundheitsministerium nun verkündete.
Personen mit erhöhtem HIV-Infektionsrisiko – beispielsweise Partner:innen von HIV-positiven Menschen – können sich über die Einnahme der sogenannten HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) vor einer Infektion schützen – diese verringert das Ansteckungsrisiko um mindestens 75 Prozent. Das Problem: Derzeit bieten nur ausgewählte Apotheken PrEP für rund 50 Euro pro Monat an. Im kommenden Jahr soll sich das aber ändern, denn: „Gesundheit darf keine Frage des Einkommens sein“, betonte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) im Rahmen einer Pressekonferenz. Bis zum Sommer 2024 soll PrEP kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Die Bundesregierung stellt der Sozialversicherung dafür 5 Millionen Euro jährlich zur Verfügung. „Künftig können sich alle Menschen mit einem erhöhten Infektionsrisiko HIV-PrEP leisten. Das ist ein großer Schritt im Kampf gegen AIDS“, ist der Minister überzeugt.
Die vier Parlamentsparteien ÖVP, SPÖ, Grüne und NEOS haben am Welt-AIDS-Tag vor zwei Wochen im Nationalrat dazu einen Entschließungsantrag eingebracht. „PreP hilft, Infektionsketten zu durchbrechen. Der niederschwellige und kostenfreie Zugang dazu sichert diesen Durchbruch nachhaltig ab“, sagt Ralph Schallmeiner, Gesundheitssprecher der Grünen. Länder, die diesen Weg bereits gegangen sind, haben deutlich niedrigere Neuinfektionsraten bei HIV. „In Kombination mit Aufklärung und Awareness für Safer Sex schaffen wir es, die Neuinfektionen deutlich zu senken“, hält Schallmeiner fest und bedankt sich auch bei ÖVP, SPÖ und NEOS für den gemeinsam eingebrachten Antrag.
Mit dem kostenlosen Zugang zu PrEP folgt das Gesundheitsministerium den Empfehlungen des Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA). Es hatte im Auftrag des Gesundheitsministeriums insgesamt 17 internationale, randomisierte und kontrollierte Studien ausgewertet und eine hohe Wirksamkeit für bestimmte Personengruppen bestätigt. Dies gilt vor allem bei Männern, die Sex mit Männern haben sowie bei Personen, die selbst HIV-negativ sind, aber in einer Partnerschaft mit einer HIV-positiven Person leben. Details der Regelung wird das Gesundheitsministeriumgemeinsam mit der Sozialversicherung in den kommenden Wochen erarbeiten. Dazu gehört auch ein Ausbau der Möglichkeiten für Tests und Beratungen. Starten soll die kostenlose Abgabe von HIV-PrEP noch vor dem Sommer 2024.
Die jährlichen fünf Millionen Euro für die Sozialversicherung sollen bis Ende 2027 bereitgestellt werden. Voraussetzung, um PrEP zu erhalten, bleiben regelmäßige medizinische Tests und eine ärztliche Verschreibung. „Nach unserer Schätzung werden mehr als 3.000 Personen in Österreich von der Neuregelung profitieren“, erklärt Rauch. „Mit dieser Maßnahme werden wir in Österreich dem Ziel einen Riesenschritt näherkommen, die HIV-Neuansteckungen in Österreich bis 2030 zu beenden“, denkt Andrea Brunner, Geschäftsführerin Aids Hilfe Wien. In Österreich werden jährlich rund 400 HIV-Infektionen neu diagnostiziert. Auch wenn die Infektion nicht heilbar ist, haben HIV-positive Menschen bei einer frühen Diagnose und der passenden Behandlung die gleiche Lebenserwartung wie die Gesamtbevölkerung. (kagr)