Die Spitze der Corona-Welle scheint überschritten zu sein, doch die Zahl der Covid-Krankenstände steigt weiter an. Mehr Medikamente sind unterwegs.
Die gute Nachricht zuerst: Die aktuelle – und bisher heftigste – Corona-Welle scheint wieder abzuflachen. „Die ersten Signale zeigen deutlich, dass es beginnt runterzugehen und das in mehreren Kläranlagen übers ganze Land”, sagte der Molekularbiologe Ulrich Elling im Ö1-„Mittagsjournal“ vergangene Woche. Grund zum Aufatmen gibt es aber noch nicht wirklich, denn – und das ist die schlechte Nachricht – die Zahl durch Covid-19 verursachten Krankenstände steigt weiter an. Insgesamt 52.338 bei der Gesundheitskasse ÖGK versicherte Personen sind in der Vorwoche (KW 50) mit Covid-19 im Krankenstand gewesen. Das sind knapp über 25 Prozent mehr als die 41.690 Fälle in der Woche davor. Nach wochenlanger Knappheit sind neue Covid-19-Medikamente unterwegs und erste Tranchen bereits ausgeliefert – RELATUS PHARM berichtete.
7.200 Packungen der Nachbestellung des Covid-Medikaments Paxlovid wurden bereits an die 23 Standorte der Österreichischen Arzneimittelvollgroßhändler (Phago) ausgeliefert. „Die Nachfrage ist enorm“, heißt es von den Großhändlern. Deshalb sei beim Bund um die Freigabe der nächsten Tranche der Nachbestellung beim Hersteller Pfizer angesucht worden. Aus einer Rückholaktion von Apotheken und Krankenhäusern waren rund 4.000 fast ausschließlich aus Spitälern stammende Packungen bereits in der Vorwoche an Apotheken verteilt worden. Jede Apotheke kann bis zu drei Packungen Paxlovid gleichzeitig bestellen, hieß es am Montag aus der Österreichischen Apothekerkammer gegenüber der APA. Wenn zwei Einheiten abgegeben wurden, könne nachbestellt werden, sodass nicht mehr als drei Packungen in einer Apotheke lagern.
Wie lange die Corona-Welle noch anhalten wird, ist laut Molekularbiologe Elling noch nicht vorhersehbar. Eine Unsicherheit ist der Anstieg der Omikron-Untervariante JN.1. Diese könnte die Welle noch in die Länge ziehen oder in einigen Wochen zu einer weiteren Spitze führen. Die Influenza-Zahlen werden laut Elling zu Weihnachten etwa ihren Höhepunkt erreichen und die Werte beim RS-Virus (RSV) liegen demnach jetzt schon höher als vergangenes Jahr, sagte der Experte mit Blick auf die Hospitalisierungen. „Wir verzeichnen seit ungefähr zwei bis vier Wochen einen doch deutlichen Anstieg wieder an Spitalsaufnahmen“, sagte der Lungenmediziner Arschang Valipour von der Wiener Klinik Floridsdorf. Viele der Betroffenen seien betagt beziehungsweise haben Begleiterkrankungen oder die letzte Impfung sei länger als sechs Monate her. „Wir rechnen auch damit, dass diese Zahlen auch in den nächsten paar Wochen weiter ansteigen werden“, erläuterte Valipour. Von der Vielzahl von Patient:innen mit Atemwegserkrankungen in den Spitälern haben derzeit „zwei Drittel der Betroffenen tatsächlich eine akute Covid-Infektion“. Die Intensivstationen seien zwar „nicht mehr das Thema“, vereinzelt würden aber auch Covid-Kranke noch auf Intensivstationen landen, warnte der Facharzt.
„Die aktuelle Erkältungswelle hat Österreich fest im Griff“, betonte ÖGK-Chefarzt Andreas Krauter. Neben den Corona-Krankenständen stieg bei der ÖGK die Zahl der mit grippalen Infekten arbeitsunfähig gemeldeten Personen von 90.405 auf 102.274 in der Vorwoche. „Echte“ Grippefälle, also Influenza, gab es laut diesen Daten 888 (KW 49: 568). Insgesamt waren mehr als 155.000 Menschen mit Atemwegsinfekten arbeitsunfähig. „Die Zahlen bei allen drei Erkrankungen – der echten Grippe, grippalen Infekten und bei Covid steigen stetig. Deshalb ist es gerade in der Vorweihnachtszeit wichtig, sich und seine Mitmenschen zu schützen“, wurde Krauter in einer Aussendung der ÖGK zitiert. „Bei Menschenansammlungen empfehle ich das Tragen einer Maske und häufiges Händewaschen und -desinfizieren und wenn Sie noch nicht gegen Influenza oder Covid geimpft sind, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt.“ (kagr/APA)