Impfungen schützen nicht nur vor Infektionen und schweren Erkrankungen. Derzeit laufen Studien zu Impfstoffen gegen antibiotikaresistente Erreger.
Antibiotikaresistenzen werden immer häufiger und stellen eine große Herausforderung in der Behandlung bakterieller Infektionen dar. „Wenn man sie braucht, rechtzeitig bekommt und die Infektion damit schnell in den Griff bekommt, dann sind Antibiotika ein Segen“, meint Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH). „Aber nicht immer klappt das so einfach. Manchmal werden Antibiotika zu spät verordnet und mitunter wirken sie nicht mehr, weil die betreffende Person mit einem resistenten Keim infiziert ist.“ Impfungen könnten dem laut ÖVIH aber entgegenwirken. Das gelte aber nicht nur für Impfstoffe gegen bakterielle Infektionen, sondern auch für solche, die gegen virale Erreger gerichtet sind, da so potenzielle bakterielle Superinfektionen verhindert werden könnten. Und: Derzeit wird laut Gallo-Daniel bereits an einigen Impfstoff-Kandidaten gegen resistente Keime geforscht. „Leider gibt es schon viele Keime, gegen die Antibiotika bereits jetzt nicht mehr wirken“, erklärt Christoph Jandl, Generalsekretär des ÖVIH. „Um auch diese in den Griff zu bekommen, arbeiten Mitgliedsunternehmen von Vaccines Europe an spezifischen Impfstoffen gegen genau diese Erreger. Derzeit gibt es 15 Impfstoff-Kandidaten in Entwicklung, die antibiotikaresistente Bakterien der sogenannten WHO Priority Pathogens List zum Ziel haben.“ Diese Liste beinhaltet 12 Gruppen von Bakterien, die für die menschliche Gesundheit besonders gefährlich sind.
Aber auch für viele bereits existente Impfstoffe ist die Wirksamkeit hinsichtlich einer Antibiotikaresistenz-Reduktion mittlerweile klar nachgewiesen. So hat zum Beispiel die Einführung der Pneumokokken-Impfung bei Kindern in den USA zu einer signifikanten Reduktion von antibiotikaresistenten, invasiven Pneumokokken-Infektionen geführt. Das Aufkommen von Impfstoffen gegen Haemophilus influenzae Typ B hat nicht nur die Anzahl der Erkrankungsfälle drastisch reduziert, sondern auch das Auftreten von antibiotikaresistenten Stämmen. Die Influenza-Impfung hat ebenso weitreichende positive Effekte: Sie reduziert den Einsatz von Antibiotika bei geimpften Personen um bis zu 64 Prozent. Andere Beispiele für Impfstoffe, die den Antibiotikaverbrauch reduzieren, sind Impfstoffe gegen Rotaviren, Varizellen (Feuchtblattern) und das Dengue-Fieber. „Für Impfstoffe wie jene gegen COVID-19 oder RSV erwarten wir ähnliche Ergebnisse in Zukunft“, erläutert Jandl. „Was wir brauchen, ist ein umfassendes Impfkonzept für alle in Österreich lebenden Personen mit einem konsequenten Maßnahmenplan für die Umsetzung“, fordert Gallo-Daniel. Nur so könne man die Durchimpfungsraten erhöhen und die Menschen vor schweren Krankheiten bewahren. (kagr)