Expert:innen warnen vor einer Rückkehr der Diphtherie. Die Österreichische Apothekerkammer möchte die Immunisierungsrate durch Impfungen in Apotheken heben.
„Es ist international erwiesen, dass durch das Impfen in der Apotheke deutlich höhere Durchimpfungsraten in der Bevölkerung erzielt werden“, sagt Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer, und gibt damit der Forderung der Apotheker:innen, Impfungen anzubieten, Nachdruck. Der Wunsch der Apothekerschaft ist in den vergangenen Jahren durch die Pandemie in den Fokus gerückt. Aufgrund steigender Diphtherie-Erkrankungsfälle in Österreich möchte die Apothekerkammer nun erneut darauf hinweisen.
Ein „wohnortnaher und niederschwelliger Zugang der Apotheken, die flächendeckende Verteilung in ganz Österreich, ein über viele Jahre gewachsenes Vertrauensverhältnis zu Patientinnen und Patienten“ und „kundenfreundlichen Öffnungszeiten“, seien laut Kobinger Argumente für die Forderung der Apotheker:innen. Man könne dann nicht nur Impfungen gegen Diphtherie, sondern auch gegen Covid-19 und andere Infektionskrankheiten anbieten. Mehr als 2.000 Apotheker:innen hätten bereits die notwendige Impffortbildung absolviert. Laut Susanne Ergott-Badawi, ebenfalls Mitglied des Apothekerkammer-Präsidiums, würde es nun auf die Politik ankommen.
Zustimmung komme laut Apothekerkammer von der SPÖ, der FPÖ und auch den NEOS, deren Gesundheitssprecher Gerald Loacker unter anderem die Regierungsparteien bei diesem Thema dazu aufforderte, die gesetzliche Grundlage zu schaffen. Auch Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sprach sich in einer Diskussionsveranstaltung im Herbst 2022 dafür aus, Apotheker:innen das Impfen der Bevölkerung in den Apotheken gesetzlich zu erlauben. „Ich hielte es für vernünftig“, erklärte der Gesundheitsminister damals. Allerdings gebe es derzeit keine Mehrheit dafür, es hake „am Widerstand der Ärztekammer“. Und den gibt es auch weiterhin: „Dass man sich nach einem Schnellsiedekurs für ‚bestens ausgebildet‘ zum Impfen hält, ist schon eine maßlose Selbstüberschätzung“, kommentiert Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), eine aktuelle Aussendung der Apothekerkammer. Für ihn und die Ärztekammer steht fest, dass Impfen nur eine ärztliche Tätigkeit sein kann. Dafür spreche, dass Ärzt:innen durch ihr Studium „mehr als nur die Verabreichung“ lernen würden, nämlich auch „Information, Aufklärung, Anamnese und Feststellung der Impftauglichkeit“. Außerdem wäre durch die Möglichkeit eines schnellen Eingreifens bei Notfällen durch Ärzt:innen die Sicherheit der Patient:innen gegeben. (kagr)