Im Vorfeld des Österreichischen Impftages warnen Expert:innen: Aufgrund von Impflücken kehren bereits verdrängte Krankheiten wieder zurück.
Unter dem Motto „The good, the bad & the ugly“ wollen Mediziner:innen beim Österreichischen Impftag – einer traditionellen Mediziner:innentagung, die diesmal am 21. Jänner 2023 im Austria Center Vienna stattfindet – aktuelle Aspekte zum Thema Impfen beleuchten. „Das Gute“ in diesem Motto beziehe sich auf die vielen verfügbaren Impfstoffe, „das Schlechte“ sei, „dass die Kommunikation von uns rund ums Impfen nicht sehr gut geglückt ist“, zeigt sich Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Zentrums für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien, selbstkritisch. Die „hässliche“ Seite beim Thema Impfen betreffe den Aspekt, „dass wir durch Impfung schon Krankheiten ausrotten hätten können“, was aber laut Wiedermann-Schmidt durch mangelnde Impfbereitschaft nicht geglückt ist.
„Die Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte wurden vergessen“, betont auch Rudolf Schmitzberger von der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) die Dringlichkeit. Rückschritte hätte es vor allem bei Masern, Keuchhusten und Diphtherie gegeben. Für letzteres seien einige Fälle in Österreich dokumentiert: Im Frühsommer 2022 wurde erstmals seit über 20 Jahren eine tödlich verlaufende respiratorische Diphtherie gemeldet, seitdem wurden in Österreich mindestens 17 Fälle von Diphterie gemeldet. 2021 seien außerdem nur mehr 74 Prozent der Zweijährigen mit zwei Dosen gegen Masern geschützt gewesen – für einen Gemeinschaftsschutz braucht es eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent. Selbst „beliebte“ (Auffrischungs-)Impfungen wie die FSME-Impfung gegen die von Zecken übertragbare Meningoenzephalitis seien durch die Pandemie vernachlässigt worden.
„Man muss die Menschen zum Impfen motivieren“, unterstreicht Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Apothekerkammer, und verweist auf den Impfpass-Check in den Apotheken. Zudem gebe es immer wieder Rabatt-Aktionen, beispielsweise einen vergünstigten Impfstoff gegen Gürtelrose (Herpes Zoster) im Jänner. Im Februar 2023 wird außerdem die HPV-Impfung in das kostenlosen Kinderimpfprogramm aufgenommen. Dieser Impfstoff gegen sechs Krebsarten bei Frauen und Männern ist dann bis zum vollendeten 21. Lebensjahr gratis. Dies soll laut Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Abteilung Impfwesen im Gesundheitsministerium, vor allem „Nachholimpfungen“ ermöglichen, um allen voran Gebärmutterhalskrebs, aber auch Anal- und Pensikrebs auszurotten. Prinzipiell ist die Immunisierung im neunten bis zwölften Lebensjahr empfohlen. (kagr)