Die Themen Impfpflicht, neue Kommunikationsstrategien und das Impfen in Ausnahmesituationen stehen im Fokus des Österreichischen Impftags, der am 18. Jänner 2020 stattfinden wird. Das wurde nun bekannt gegeben.
„Die Einführung einer Impfpflicht reicht nicht, sie ist mit Maßnahmen verbunden“, sagte die wissenschaftliche Leiterin des Impftags, Ursula Wiedermann-Schmidt (Meduni Wien) bei einer Pressekonferenz. Es müsse Geld in die Hand genommen werden, um die Bevölkerung aufzuklären, betonte sie. Bei Masern werde eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent benötigt, um die Krankheit zu eliminieren. In Österreich sinke bei der zweiten notwendigen Masernimpfung bei den kleinen Kindern die Rate aber auf etwa 81 Prozent. Die Krankheit werde so am Leben erhalten, der Herdenschutz funktioniere nicht.
In Deutschland tritt wie berichtet ab kommendem Jahr eine Impfpflicht in Kraft. Eltern müssen dann vor der Aufnahme in Gemeinschaftseinrichtungen nachweisen, dass ihre Kinder (ab dem Alter von einem Jahr) geimpft sind. Greifen soll im Nachbarland die Impfpflicht auch bei Gesundheitspersonal, das eine zentrale Vorbildrolle spiele, wie Wiedermann-Schmidt hervorhob. Die bisher empfohlenen Impfungen sollten bei Beschäftigten in Gesundheitsberufen auch in Österreich gesetzlich verpflichtend werden, eine entsprechende Stellungnahme des Obersten Sanitätsrats soll der künftigen Regierung vorgelegt werden.
Besonders gering ist die Durchimpfungsrate bei der Influenza. Hier liege sie bei unter zehn Prozent, 40 Prozent müssten jedoch immunisiert sein, damit die Verbreitung der Virusinfektion gehemmt wird. Influenza werde unterschätzt, warnte Wiedermann, gebe es doch jährlich rund 2.000 damit assoziierte Todesfälle. Die Verfolgung solcher Fälle soll nun mit von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) aufgezeichneten Daten verbessert werden, die bald zur Verfügung stehen sollen, so Wiedermann-Schmidt. Auch die Ärztekammer tritt für ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Steigerung der Durchimpfungsrate ein. Dazu zählt eine Verpflichtung der im Gratisimpfkonzept verankerten Impfungen, erläuterte Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferates der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK). Zwar appelliere man an die ethische Verantwortung der Bevölkerung – Impfen bedeute nicht nur Eigen- sondern auch Umgebungsschutz -, doch brauche es regulatorische Eingriffe. Viele würden sich darauf verlassen, dass die anderen geimpft sind. Positiv steht einer Impfpflicht mit entsprechender Aufklärung auch die Apothekerkammer gegenüber. Die ein bis drei Prozent Impfgegner werde man wohl nicht erreichen können, „aber die 20 bis 30 Prozent Impfskeptiker können wir durch gezielte Beratung und Beantwortung ihrer Fragen motivieren, sich doch impfen zu lassen“, ist Präsidiumsmitglied Gerhard Kobinger überzeugt. Vom geplanten E-Impfpass erwartet sich Wiedermann-Schmidt ein Recall-System, das die Leute daran erinnert. Der elektronische Impfpass soll im kommenden Frühling zunächst in Form eines Pilotprojekts ausgerollt werden. (red)