Österreichs Apothekerkammer empfiehlt, in Corona-Zeiten nicht auf notwendige Impfungen zu vergessen und bisher hintenan gestellte Impfungen nun rechtzeitig nachzuholen. Mit der diese Woche erfolgten schrittweisen Öffnung der Ordinationen sollen Basisimpfungen wieder anlaufen, sagt auch die Ärztekammer.
Anlässlich der Europäischen Impfwoche vom 20. bis 26. April appellieren auch die Apotheker, trotz der derzeitigen Situation nicht auf (Auffrischungs-) Impfungen zu vergessen, bekräftigt Gerhard Kobinger, Mitglied des Präsidiums der Österreichischen Apothekerkammer. Das Impfen sei eine einfache und vor allem sehr wirksame Vorsorgemaßnahme, um sich gegen schwere Krankheiten und all ihre negativen Auswirkungen zu schützen. Auch die Ärztekammer erinnert daran und verweist auf die diese Woche beginnende Normalisierung des Ordinationsbetriebes. „Wir waren immer der Meinung, dass auch in Covid-Zeiten auf die Basisimpfungen nicht vergessen werden darf“, betont Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Ärztekammer. Es sei ein „massives Problem“, sollten in Pandemie-Zeiten Impfungen vernachlässigt werden.
So sei die Ausbreitung der Masern durch fehlende Impfungen schon in der Vergangenheit ein Problem gewesen. Dies sei aktuell auch im vom Corona-Ausbruch stark betroffenen Italien sichtbar. Wie Schmitzberger anmerkte, gebe es keinen Grund dafür, mit Impfungen zuzuwarten. Für den Arztbesuch unbedingt notwendig ist freilich, die nötigen Schutzvorkehrungen einzuhalten. Das Corona-Virus zeige sehr deutlich, wie wichtig Impfungen sind, betont auch Kobinger. „Ohne einen wirksamen und verträglichen Impfstoff führt langfristig kein Weg aus der Krise.“ Umso notwendiger werde es sein, sobald der Impfstoff zugelassen und verfügbar ist, alle Menschen möglichst rasch zu impfen. „Eine hohe Durchimpfungsrate gegen Covid-19 zu erzielen und somit wieder in ein ‚normales’ Leben zurückzukehren, wird für alle Menschen das größte Anliegen sein. Hier können die Apothekerinnen und Apotheker mit Rat und Tat unterstützen.“
Die Apotheker würden auch hinter Plexiglas und mit Nasen-Mund-Schutz über Schutzimpfungen beraten und informieren. „Neben der fachkundigen Beratung könnten die Apotheken einen zusätzlichen niederschwelligen Zugang zu Impfungen bereitstellen und damit dazu beitragen, die Impfraten zu steigern. Mit rund 400.000 Kundenkontakten pro Tag sind die Apotheken ideale Partner und bestens geeignet, um den niedrigen Durchimpfungsraten entgegenzuwirken“, ist Kobinger überzeugt. Gerade jetzt zu Beginn der warmen Zeit sei an die Impfung gegen FSME zu denken. Die Zeckenschutzimpfung stellt den einzigen, aber effektiven Schutz vor einer Infektion mit dem FSME-Virus dar. Bis 31. August bieten alle österreichischen Apotheken die FSME-Impfstoffe zum vergünstigten Preis an. Darüber hinaus gewähren fast alle Krankenkassen einen ganzjährigen Kostenzuschuss. Um das Handling für die Kunden möglichst einfach zu gestalten, wird der Kostenzuschuss direkt in der Apotheke vom Aktionspreis abgezogen.
Mitte März hatte das Nationale Impfgremium empfohlen, Schutzimpfungen wegen der Covid-19-Pandemie für die kommenden drei Wochen vorerst aufzuschieben. Dies habe laut Schmitzberger für Irritationen gesorgt. Die Möglichkeit, nach Rücksprache mit dem betreuenden Arzt zu einem individuellen Termin zu erscheinen, sei untergegangen. Der Vorstand der Ärztekammer beschloss nun, das Prozedere einfacher zu machen. So wurden nach einem einstimmigen Beschluss die Fachbeschränkungen vorübergehend aufgehoben. Beispielsweise können Kinderärzte nun auch Erwachsene impfen. Dies soll bei der Anmeldung aber klar kommuniziert werden, sagt Schmitzberger. Patienten müssen vor einem Ordinationsbesuch grundlegend vorher telefonisch Kontakt aufnehmen. So könnten die Terminvergaben strikt eingehalten werden. (red)