Bestehende Hygienemaßnahmen helfen nicht nur, das Coronavirus einzudämmen, sondern wirken auch gegen die Grippewelle. Im Winter solle das eingelernte Verhalten mit einer erhöhten Influenza-Impfungsrate dafür sorgen, eine Doppelbelastung des Gesundheitssystems zu vermeiden, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).
Die Durchimpfungsrate bei Influenza ist „höflich formuliert äußerst gering“, meinte Anschober nun. Im vergangenen Jahr wurden 750.000 Influenza-Impfungen verkauft, was rund 8,5 Prozent der Bevölkerung entspricht. Das sei weit unter dem internationalen Schnitt und müsse dringend erhöht werden, sagte der Gesundheitsminister. Um die Möglichkeit einer Influenza-Impfung wieder ins Gedächtnis zu rücken, werde man im Herbst eine Informationskampagne starten und auch die Hygienemaßnahmen wie das Abstandhalten oder das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes thematisieren. Schließlich ähneln sich die Symptome einer COVID-19-Erkrankung und einer Grippe drastisch und stellen auch Mediziner vor Herausforderungen. „Deshalb haben wir ein besonderes Interesse daran, die Influenza-Infektionen heuer gering zu halten“, erklärte Anschober. Auf Zwang wolle man aber nicht setzen. Zunächst werde eine Impfstrategie erstellt und im Anschluss überlegt, wie möglichst barrierefrei geimpft werden könnte. Dabei wird auch die Option, dass Apotheker Impfungen verabreichen könnten, nicht außer Acht gelassen. „Ich bin im Gespräch mit der Apothekerkammer“, sagte der Minister.
„Wir werden tatkräftig mitarbeiten, die Durchimpfungsrate in Österreich zu steigern, die Apothekerinnen und Apotheker stehen bereit. Der Lösungsansatz lautet Impfen in der Apotheke. Der niederschwellige Zugang zu Impfungen, wie ihn die 1.400 österreichischen Apotheken mit ihren rund 400.000 täglichen Patientenkontakten bei entsprechendem politischem Willen bieten könnten, würde zu deutlich höheren Impfraten führen“, erklärte Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer. „Ja, wir sind diesbezüglich im Gespräch mit dem Gesundheitsministerium“, bestätigt Kobinger die Aussagen Anschobers.
„Das Impfen in der Apotheke ist der bei weitem effektivste Weg um, wie von Anschober formuliert, ‚in die Breite zu kommen‘“, zeigte sich auch Susanne Ergott-Badawi, ebenfalls Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer, überzeugt. Sie stützt sich dabei auf Beispiele aus dem Ausland, die diesen positiven Effekt auf die Durchimpfungsrate eindrucksvoll belegen. „In zwölf europäischen Staaten, wie Irland, Frankreich, Schweiz und ab Herbst auch in Deutschland, gehört das Impfen in der Apotheke zum Alltag. Die dortigen Impfraten haben sich durch die Einführung des Impfens durch Apotheker deutlich erhöht, auch Ärzte verzeichneten einen Anstieg bei den Impfungen“, so Ergott-Badawi. (red)