Begonnen hat es mit Qualitätsproblemen in der Pharma-Produktion vor eineinhalb Jahren – nun hat die börsenotierte Sanochemia den Gang zum Insolvenzgericht angetreten und ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Geplant ist eine Fortführung des Unternehmens.
Das Abgleiten in die Insolvenz führt Sanochemia auf eine „Liquiditätslücke“ und wirtschaftliche Belastungen aus der Vergangenheit zurück, erklärten der Alpenländische Kreditorenverband und die Creditreform in Aussendungen. Das mit 27 Millionen Euro überschuldete Unternehmen soll demnach im Wege eines Sanierungsplans entschuldet werden, wobei den Insolvenzgläubigern eine 20-prozentige Quote offeriert wird, zahlbar innerhalb von zwei Jahren ab Annahme des Sanierungsplans. Es handelt sich dabei um das gesetzliche Mindesterfordernis. Betroffen von der Insolvenz sind 282 Gläubiger, darunter 163 Beschäftigt, so der KSV von 1870. Nach Angaben des Schuldnerunternehmens belaufen sich die Verbindlichkeiten auf rund 49 Millionen Euro – davon 12,5 Millionen Euro besichert und 36,5 Millionen Euro unbesichert, die Aktiva auf rund 22 Millionen Euro.
Die Wurzel der aktuellen Liquiditätslücke sieht Sanochemia in der 2018 im Frühjahr erfolgten Einschränkung des wichtigen GMP-Zertifikats, verfügt vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG). Nach einer Kontrollvisite im Unternehmen hatte Sanochemia am 12. April 2018 mitgeteilt, dass man laut EUDRA GMP Datenbank (zu den EU-Herstellungsgenehmigungen und -Zertifikaten über gute Herstellungspraxis) bestimmte Produkte nicht mehr selbst herstellen oder eigenen Qualitätsprüfungen unterziehen dürfe – darauf stürzten die Aktien damals schlagartig fast neun Prozent ab. Die Folgen waren laut Schuldnerangaben Lieferverzögerungen und Lieferausfälle bei Kunden, die zu Schadenersatzforderungen führten, so der KSV. Auch sei es zu erheblichen Mehrkosten durch die Prüfung der Qualität dieser Produkte bei externen Dritten gekommen. Hinzu seien wirtschaftliche Belastungen gekommen, die laut Sanochemia aus der Vergangenheit der Gesellschaft resultierten. Der Cashflow aus dem laufenden Geschäft könne die Liquiditätslücke nicht abdecken, betonte das 1990 gegründete Unternehmen vorige Woche. (APA)