Das seit Dezember insolvente Wiener Pharmaunternehmen Sanochemia hat das Delisting seiner Aktien an den Börsen Wien und Frankfurt beschlossen. Das habe man in Abstimmung mit dem Insolvenzverwalter beschlossen, teilte Sanochemia mit.
Der Rückzug vom Kapitalmarkt soll den Verwaltungs- und Kostenaufwand deutlich reduzieren, heißt es. Die Aktien sind bereits jetzt nicht handelbar, da der Handel an beiden Handelsplätzen aufgrund des anhängigen Insolvenzverfahrens von der Wiener Börse bzw. der Frankfurter Wertpapierbörse ausgesetzt wurde. Am 16. Dezember hatte Sanochemia ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt, dabei wird den in Summe 282 Gläubigern die gesetzliche Mindestquote von 20 Prozent offeriert. Geplant sei die Fortführung des Unternehmens, hieß es vor vier Wochen. Rund 140 der 163 Dienstnehmer sind nach damaligen Angaben in Neufeld im Burgenland in der Produktion tätig. Die Verbindlichkeiten wurden seinerzeit mit 49 Millionen Euro beziffert, die Aktiva mit 22 Millionen Euro, woraus eine Überschuldung von 27 Millionen Euro resultiert.
Als Wurzel der für die Insolvenz ursächlichen „Liquiditätslücke“ bezeichnete Sanochemia im Dezember die im Jahr 2018 im Frühjahr erfolgte Einschränkung des wichtigen GMP-Zertifikats (Good Manufacturing Practice/Gute Herstellungspraxis für Arzneimittel), verfügt vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG). Damit durfte Sanochemia bestimmte Produkte nicht mehr selbst herstellen oder selbst die Qualität prüfen. Die Folgen waren Lieferverzögerungen und Lieferausfälle bei Kunden, die zu Schadenersatzforderungen führten. Auch sei es zu erheblichen Mehrkosten durch die Prüfung der Qualität dieser Produkte bei externen Dritten gekommen. Hinzu seien wirtschaftliche Belastungen gekommen, die laut Sanochemia aus der Vergangenheit der Gesellschaft resultierten. Der Cashflow aus dem laufenden Geschäft könne die Liquiditätslücke nicht abdecken, betonte das 1990 gegründete Unternehmen. Sanochemia entwickelt und erzeugt Arzneimittel für Radiologie und Neurologie – die Produkte werden in mehr als 35 Ländern vertrieben. (APA)