Raimund Podroschko ist Österreichs Vertreter in der Vereinigung der Apotheker in der Europäischen Union (PGEU). Im Relatus-Interview spricht er über Lieferengpässe und das geplante Arzneimittelpaket.
Sie sind seit einigen Jahren Mitglied bei der Pharmaceutical Group of the European Union (PGEU) und waren zeitweise sogar Vizepräsident – wie schätzen Sie das von der EU-Kommission vorgelegte Arzneimittelpaket ein?Insgesamt begrüßen wir das Arzneimittelpaket der EU-Kommission. Es ist die erste wesentliche Überarbeitung des EU-Arzneimittelrechts seit etwa 20 Jahren und nimmt sich der drängenden Problemfelder an. Dennoch gibt es in einigen Bereichen des Kommissionsentwurfs noch Anpassungsbedarf. Besonders wichtig ist uns die Möglichkeit, Medikamente direkt in Apotheken herzustellen, da dies die Flexibilität in der Versorgung erheblich erhöht und hilft, Engpässe zu vermeiden. Daher sollte das gar nicht zur Debatte stehen.
Lassen sich die Versorgungsprobleme im Arzneimittelbereich besser in Österreich oder besser auf EU-Ebene lösen und warum? Versorgungsprobleme im Arzneimittelbereich lassen sich am besten durch eine Kombination aus nationalen Maßnahmen und EU-weiten Strategien lösen. Während nationale Maßnahmen die spezifischen Bedürfnisse Österreichs berücksichtigen können, sind EU-weite Strategien unerlässlich, um globale Lieferengpässe effektiv zu bewältigen.
Wie beurteilen Sie die EU-Pläne zur Digitalisierung im Hinblick auf Arzneimittel? Die EU-Pläne zur Digitalisierung sind ein wichtiger Schritt, müssen aber die Eigenheiten nationaler Versorgungssysteme berücksichtigen. Einige Ansinnen der EU gehen uns zu weit, insbesondere setzen wir uns dafür ein, dass die Gebrauchsanweisungen in Papierform erhalten bleiben – zusätzlich zu einer allfällig digitalisierten Form. (Das Gespräch führte Martin Rümmele)