Nach der enormen Nachfrage nach Arzneimitteln aufgrund der Coronakrise im März und einer Steigerung der Kosten von rund 25 Prozent normalisiert sich nun zunehmend die Lage, heißt es aus den Sozialversicherungen.
Bei den Sozialversicherungen konnte im Mai ein Minus von 9,5 % der Arzneimittelkosten im Vergleich zum Mai 2019 verzeichnet werden, erklärte Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, am Sonntag in einer Aussendung. Er sprach von einer „erfreulichen“ Entwicklung. „Nach der enormen Nachfrage nach Arzneimitteln im März und einer Steigerung der Kosten von rund 25 % normalisiert sich zunehmend die Lage.“ Die Arzneimittelkosten würden aller Voraussicht nach auf Halbjahressicht ein normales Niveau – vergleichbar mit 2019 – erreichen. Lehner: „Das bedeutet nicht nur eine Entlastung der in der Krise stark geforderten Kassen, sondern zeigt, dass die Menschen ihre Vorräte, die sie mit Beginn der Krise angelegt haben, auch nutzen und nicht nur lagern.“
Auch der Großhandelsverband PHAGO ortet eine entsprechende Entwicklung. Während etwa in den ersten beiden COVID-19 Wochen Schmerzmedikamente um 228 Prozent und Mittel zur Behandlung von Herzkrankheiten um 149 Prozent mehr von Patienten nachgefragt worden sind als vor der Corona-Pandemie, sei im Mai die Nachfrage im Bereich der verordnungsstärksten Präparate im Vergleich zum Vorjahr massiv gesunken. So gingen Antibiotika um 52 %, Schmerz-Medikamente um 32 %, Mittel zur Behandlung koronarer Herzkrankheiten um 20 %, Mittel zur Regulierung des Blutdrucks um 19 %, Psychopharmaka um 17 %, Cholesterinsenker um 12 % und Antidiabetika um 11 % zurück.
Die Entwicklung ist sehr zum Leidwesen der Apotheken. Wie berichtet, sieht Apothekerverbandspräsident Jürgen Rehak mehr als 10 % der Apotheken in wirtschaftlichen Problemen. Finanzielle Einbußen mussten weit mehr Betriebe hinnehmen. „Was nahezu alle Betriebe spüren: Die Umsätze mit Privatverkäufen, also alles was nicht über ein Rezept abgegeben wird, sind teilweise stark gesunken. Gleichzeitig mussten wir etliche Maßnahmen umsetzen, mit der wir die Sicherheit für unsere Teams und unsere Kundinnen und Kunden garantieren konnten“, sagte Rehak im RELATUS-Interview. (red)